10.11.05

Unruhen

Nicht nur die Franzosen demonstrieren.

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(Foto DPA)

Auch auf die Osterinsel haben sich die Unruhen ausgeweitet.

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(Fotos Josef W. Schmid)


Mehr und sogar eine Art Weblog (auf News klicken) gibts auf der äußerst interessanten, absolut liebenswerten und internettechnisch wunderbar verstaubten Homepage der Osterinselfreunde.

Posted by L9 at 10:38 | Comments (6)

18.04.05

Schöne Graffities

Schöne Graffities haben die da drüben in Valparaiso.

Und einen netten Hund.

Eigentlich hat Valparaiso ein bißchen was von dieser berühmten Pralinenschachtel: Du weisst nie was du bekommst.


Valparaiso besteht aus einer Unterstadt und einer Oberstadt, die sich auf viele Hügel verteilt. In diese Oberstadtteile kommt man mit Liften. Und das ist spannend, weil unten weißt du ja nicht, wie es oben aussehen wird.

Manchmal ist es eher klassizistisch.

Manchmal erinnert es dich an England.

Und auch die Wende des letzten Jahrhunderts läßt grüßen.

Posted by L9 at 20:32 | Comments (1)

07.04.05

Ziegen

Fernweh.
Und die Woche nimmt kein Ende, heute früh mit Samstagsgefühl aufgewacht.

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Die Ziege steht auf einem Moai-Hut.

Posted by L9 at 17:24 | Comments (2)

29.03.05

Wölfe, die im Schafspelz feststecken

Nachdem Frau Pink'n'Green diese hervorragende Idee der Selbsthilfegruppe geboren hat für Wölfe die im Schafspelz feststecken, hat der nette gefährliche Herr Blue Sky auch gleich ein Logo gebastelt.

wdisf_small.gif

Wohlgemerkt: mit eingebautem Wolfsschafskopf!

wdisf.gif

Nein, wir sind nichtsuess.gif. Wirklich nicht.

Posted by L9 at 12:41 | Comments (6)

Das Wort zu Ostern

Oder warum man man nie vom Äusseren auf das Innere schließen soll.

Weil auch wenn jemand noch so unattraktiv ist...

...so kann er dennoch ein wunderhübsches Inneres haben.

Das gilt auch für Friedhöfe: von der Ferne könnte es eine Müllhalde sein,

von der Nähe eher nicht.

Trotzdem - auch von einer vermeintlich schönen Seele sollte man sich nicht ablenken lassen. Weil selbst in der friedlichsten Oase treibt manchmal die böse Blair Witch ihr Unwesen.

Und die ist nichtsuess.gif - verdammt. Genausowenig wie ich!

Herzlichsten Dank an Blue Sky für dieses süsse Nicht-Süss Zeichen!!!!!

Es handelt sich übrigens hier um Toconao, eine Oase in der Atacama Wüste. Dieses Waldstückchen beginnt tatsächlich hinter einer Müllhalde am Rand der Siedlung.

Du denkst du bist im Gebirge. Sogar ein Echo gibt es dort.

Und so wie es begonnen hat, ist es auch wieder zu Ende.

Die Wüste hat uns wieder.

Posted by L9 at 12:30 | Comments (2)

22.03.05

Tanz auf dem Vulkan

Bei diesem immensen Freizeitangebot, welches Villarica und Pucon boten, war die Wahl natürlich schwer. Was tun? Obwohl wir uns den Rest der Reise immer einig waren, hier gingen die Meinungen auseinander.

Für mich war die Sache klar, ich wollte da rauf, was sonst. Zwar warnte der Reiseführer vor dem anstrengenden Aufstieg, fünf Stunden mindestens und drei Stunden zurück, aber das war mir egal. Ich wollte es zischen sehen. Ausserdem, wieso bin ich Österreicher, wenn ich dann nichtmal so ein Bergerl schaff. Und wann hat man schon mal die Gelegenheit, in einen aktiven Vulkan zu schauen.

B. zog den Badeurlaub vor, scheiterte jedoch kläglich.

Und
liebäugelte mit der Rafting-Tour, hatte dann aber Angst, seekrank zu werden. Tretboot gab es leider keines.

Ich aber, ich war auf dem Vulkan! Genial. Auch wenn er einen nach dem Lavastoß in ekelhaft stinkende Gase hüllt.

Natürlich ist dieser Aufstieg fotografisch dokumentiert, ich mein, ich erzähl ja keine Märchen.

Das ist die Stelle, wo einen der Bus hinbringt und wieder holt.

Vier Stunden später fast am Ziel.

Die allerletzten Schritte zum Kraterrand. Spannung...

... und Enttäuschung. Wegen diesem unspektakulär rauchendem Loch die ganze Mühe?

Nein. man muss nur etwas geduldig sein, den Krater entlang nach vorne gehen und warten.

Es grummelt und raucht, stinkt und ist heiß. Stundenlang hätte ich zuschauen können. Hier noch eine Explosion.

Und hier der Beweis: ich war da oben, mit Eispickel bewaffnet.

Eigentlich ist der Krater ziemlich groß.

Der Kraterrand. Da darf man keinen Reinheitsfimmel haben.

Blick hinunter. Hier sieht man auch schön die Schneisen, die die Lavaströme bei größeren Ausbrüchen in die Landschaft schlugen.

Der Abstieg sieht ein wenig dämlich aus. Wir sind einfach die Schneefelder runtergerutscht.

Danach hatte ich einen vereisten Hintern und ziemlich viel Durst.


Posted by L9 at 12:42 | Comments (4)

21.03.05

Pucon - oder "Zuviel Holz ...."

Osterinsel und Atacamawüste waren feste Ziele auf unserer Chilereise. Den Rest hatten wir nicht geplant, wir wollten vor Ort nach Lust und Laune entscheiden. Nachdem wir nun den Südseeflair der Osterinsel genossen hatten und uns von der großen Leere der Atacamawüste überwältigen ließen, flogen wir kurz entschlossen in den kleinen Süden - auch chilenische Schweiz genannt.
Wir wollten Vulkane sehen und waren an Kunst und Kultur der Mapuche Indianer interessiert. Und insgeheim hofften wir, an einem der Seen ein wenig Badeurlaub machen zu können.

Das Erste was uns auffiel: auch 2000 km südlich von San Pedro sehen die Anden andig aus. Sie waren nur ein wenig anders angezogen. Das Zweite was uns auffiel, und das scheint auf der ganzen Welt der Fall zu sein - zuviel Holz verdirbt den Geschmack.

Genauso wie in der Schweiz oder aber in Österreich bist du zuerst einmal überwältigt von der Landschaft. Schneebedeckte Berge, ein rauchender Vulkan, wunderbare Wälder, Wasserfälle.

Genauso wie in der Schweiz oder aber in Österreich bist du aber nicht der einzige, der dies genießt. Deshalb sind Orte wie Pucon Touristenorte - bereit dir den all-inklusive Abenteuerurlaub anzubieten, Wandertouren zu organisieren im Winter und Schikurse im Sommer (wir befinden uns auf der Südhalbkugel, da ist es im Sommer kalt). An jeder Strassenecke gibt es eine Adventure Agentur, die dir anbietet, auf den Vulkan zu steigen oder mit einem Schlauchboot den Fluß entlangzufahren. Eine besonders innovative Agentur bot sogar Mitternachtsessen mit echten Mapucheindianern an.

Die flottesten Holzhütten bekommen die hippesten Gäste.

Und der Vulkan wird auch mal von einem Schneemann verdeckt.

Die Chilenische Schweiz ist also ein Ort der Höhen und der Tiefen. Einerseits wunderschön. Die blaue Lagune im Huerquehue Nationalpark...

... und einer von vielen Wasserfällen.

Andererseits gibt es dann wieder diese Schilder an jedem Baum. Verbotsschilder, Hinweisschilder, Warnschilder. Der ganze Wald ist ein Schilderpark. Nicht zu verleugnen, das war mal das Gebiet der Mapuche Deutschen. Wobei gegen diese Schilderwut, da sind die Deutschen, die in Deutschland blieben, Italiener.

Eine Hängebrücke, die zu einem Indianerdorf führen soll - direkt ins Mapuchegebiet.

Die Indianer sind allerdings nicht da. Nur das Gemeinschaftshaus mit einem einsamen (Marther?)pfahl davor.

Unser nettes Hotel direkt am See. Links unten wohnten M. und ich, oben in der Mitte B.

Wir waren in einem eigenartigen Kaminzimmer untergebracht,

und hofften, nicht zu mutieren. Die Aussage "Mein Vater war in der Wehrmacht" haben wir öfters gehört, wenn uns jemand als deutsch-österreichisch identifiziert hat.

Sehr witzig war auch der Flughafen.

Posted by L9 at 14:49

18.03.05

Ostersuchbild

Wo ist das Tier?

In Groß.

Die Lösung.

Es handelt sich bei diesem Tier natürlich nicht um den Osterhasen, sondern um einen sogenannten Vizcacha. Vizcachas sind die grünblauen Verwandten der Chinchillas.

Weitere Bewohner der Anden sind Vikunjas, auch das Gold der Anden genannt. Vikunjas haben ein weiches Fell, stehen aber mittlerweile unter Naturschutz.

Hier steht das weisse Lama ganz einsam rum.

Während die braunen gemeinsam posieren.

Und wenn es nicht so geregnet hätte, und wenn es nicht die Strasse weggeschwemmt hätte, und deshalb ganz wenig Leute hier unterwegs waren, dann hätten wir weder die Geysiere in ihrer ganzen Pracht noch diese Tiere von so nahe sehen können. Die Moral aus der Geschichte: auch aus etwas Schlechten kann etwas Gutes entstehen. Und wenn nichts Gutes entsteht, dann hat man immer noch eine gute Geschichte.

Oder - woher kommt die Fähigkeit der Menschen, sich auch die größte Scheiße schönzureden? Das ist jetzt aber wirklich eine andere Geschichte, weil ganz ehrlich, diese Reise war genial, von Anfang bis Ende.

Posted by L9 at 08:55

16.03.05

Die Mumie und das Tal des Mondes

Nach diesem gruseligen Wochenende wollte ich mich mal wieder der Aufbereitung meiner Chile-Reise-Fotos widmen, und was springt mir entgegen: die Mumie von San Pedro de Atacama höchstpersönlich.

Gemeinsam mit ihrer Schwester fristet sie ihr Dasein in einem öden Glaskasten im archäologischen Museum Padre le Paige. Betrachtet von Touristen aus aller Herren Länder.

Zur Ehrenrettung der nordchilenischen Austellungsmacher sei jedoch erwähnt, dass die echten Leichen mittlerweile durch Reproduktionen ersetzt wurden. Zumindest ist es bei der zweiten, im Voksmund auch "Miss Chile" genannt, der Fall. Das offene Becken, die freigelegte Wirbelsäule, alles künstlich. Nur die Haare sind vom Original. Bei der obigen handelt es sich jedoch um eine richtige Leiche. Glaube ich.

Ganz ehrlich? Auch wenn ich Gruselfilme mag und mein Humor oft sehr makaber ist - Menschen im Museum auszustellen, denen die Begräbnisrituale wichtig waren, die sich aufs Leben nach dem Tode vorbereiteten, damit habe ich schon meine Probleme. Da denke ich mir immer: wenn die aufwachen und dann in die entgeisterten Gesichter einer Handvoll pickliger Schüler schauen. Oder ein Professor mit Mundgeruch beugt sich gerade über sie, um Proben zu entnehmen. Nein, ich war immer schon auf Seiten von Boris Karloff alias Im-Ho-Tep. Rache denen, die die Ruhe der Toten stören.

Jetzt aber genug gegruselt. Es ist Frühling und zur Nervenberuhigung gibts ein paar Bilder vom wunderschönen Tal des Mondes.

Das ist der Eingang ins Tal. Es hat sandgestürmt, und uns war da im ersten Moment schon ein wenig mulmig.

Wir wurden jedoch durch wunderbare Eindrücke belohnt. Das sind irgendwelche drei versteinerte bzw. versalzte Gesellen. Sie haben auch einen Namen. Nur welchen? Die drei Zwerge? Die drei Wölfe? So - ich habe nochmals recherchiert: "Las Tres Marias" - na klar, ist docheindeutig.

Die Skyline des Valle e la Luna.

Noch ein Eindruck.

Natürlich ist es hier nicht ganz so einsam, wie es wirkt. Es ist ein echter Nationalpark, wo man sogar Eintritt zahlt. Deshalb stehen auch Schilder rum, wo man am besten fotografieren kann. Dummerweise habe ich völlig fasziniert nur das Schild fotografiert und weiss jetzt nicht mehr, was auf der anderen Seite war.

Ich vermute aber, es war dieser Anblick.

Oder dieser hier.

Auf dieser Düne soll es den allerbesten Sonnenuntergang in der ganzen Wüste geben.

Das haben auch viele andere im Reiseführer nachgelesen.

Leider war es recht bewölkt, daher sahen wir nur das Auge Gottes. Das war aber auch recht hübsch.

Posted by L9 at 00:01 | Comments (5)

12.03.05

Kein Schnee

nur Salz.

Warm außerdem.

Jetzt nicht mehr.

Posted by L9 at 06:49 | Comments (3)

07.03.05

Traue keinem Geysir...

geysir.gif

...auch wenn er noch so klein und süß ist.

Weil wenn der Geysir mal explodiert...

...dann ist das ziemlich heiß.

Bei der Besichtung dieses berühmten Geysirfeldes namens El Tatio hatten wir ziemliches Glück. Unser Glück war, dass die Zufahrtsstrasse dorthin weggeschwemmt war, wir aber unsere Tagestour dorthin über eine sehr abenteuerfreudige Agentur gebucht hatten. Es war die einzige Agentur, die trotz der Widrigkeiten auf dieses 4300 m über dem Meeresspiegel liegende Plateau gefahren ist. Dort, wo normalerweise Touristenschwärme rumstehen, waren wir mit anderen 20 Entschlossenen alleine. Sogar die Führer waren begeistert.

Dennoch muss man sich in Acht nehmen. Man kann zwar schwimmen gehen in dieses Becken, setzt man sich jedoch an die falsche Stelle, verbrennt man sich den Hintern.

Und hier sollte man garnicht reingehen. Manche Touristen machens trotzdem. Vor zwei Jahren ein Franzose, vor vier Jahren ein Grieche. Letztes Jahr konnten sie einen wagemutigen Österreicher gerade noch davon abhalten, als er mit geschultertem Handtuch das ihm zu langweilig gewordene "Rentnerinnenbecken" verliess und ein Abenteuer mit der Naturgewalt erleben wollte. Was da passiert? Naja, man wird gekocht und ist danach tot.

Manche Leute brauchen garnicht ins Wasser zu gehen, um nass zu werden.
Ganz bestimmt war das die Rache des großen Geysir-Patriarchen. hat nämlich in einen von den kleineren einen Teebeutel reingeschmissen, um auszutesten, ob dann Tee rauskommt. (Er hat den Beutel selbstverständlich wieder rausgefischt und umweltverträglich entsorgt.)

Hier nochmals eine Geisterscheinung,

und ein Blick aufs Geysirfeld.

Ich hätte da den ganzen Tag rumlaufen können. Fotos habe ich noch tonnenweise. Vielleicht stell ich sie irgendwann mal on, kommentarlos.


Posted by L9 at 18:30 | Comments (4)

06.03.05

Die Wüste lebt

Aber wo ist das Tier?

Das Bild ein wenig größer, da sollte es leichter sein.

Tipp: Es handelt sich um diesen hier.

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Lösung:

Posted by L9 at 10:22

05.03.05

Die trockenste Wüste der Welt

Obwohl Calama ein Schock war, aber wir wollten ja auch nicht auf den Reiseführer hören, war der Besuch in der Atacama Wüste ein Erlebnis, das ich nie und nimmer missen möchte. Wüsten sind, wie soll man sagen, abgetreten - eigenartig - wunderschön und einzigartig. Es ist heiß und bitterkalt zugleich. Es gibt wenig Wasser, und dann regnet es wieder wie verrückt. Es ist still, naturbrachial - und dann stößt du im touristisch erschlossenen aber dennoch einsam-einfachen Wüstenort auf Bars, wo sie die neuesten Trance-Hits laufen lassen und wo dann die Touristen - nicht einschätzbar ob arme Abenteurer oder reiche Typen, die "auf Rucksack machen", durchs offene Feuer durch ins Leere blicken. Du blickst auch dorthin, trinkst Pisco Sour und schweigst.

Jedem, der nach San Pedro de Atacama fährt, empfehle ich: geht in diese Artisan Läden, wo Indianer ihr Kunsthandwerk verkaufen. In ganz Chile habe ich diese Läden unsicher gemacht, und in ganz Chile bin ich sofort entäuscht wieder geflüchtet. Kitsch, hölzerner. Nicht so in San Pedro de Atacama. Ein "Strickwerk" ist schöner als das andere, ein Teppich prächtiger als der nächste, und nachdem ich die Stickereien gesehen habe, habe ich fast beschlossen, so will ich in Zukunft meine Tümmlercomics machen. Die Leute haben Phantasie und Witz - legen wohl das Bedürfnis in Buntheit und Farben und Geschichten, welches durch die karge Natur nicht befriedigt wird, in ihre Kunst. Ich war überwältigt und habe (fast) NICHTS gekauft. Bis heute bereue ich es. Ich habe es nichtmal fotografiert.

Als wir angekommen sind im "Herzen der Wüste", waren wir allerdings erstmals schockiert. Es regnete! Heftigst. Scheint wohl so alle 20 Jahre vorzukommen, und wir kamen mitten rein.

Offensichtlich kamen die Menschen in der Wüste mit dem Regen auch nicht so richtig zurecht. Als wir meinten, wir würden mit unserem kleinen Mietaute gerne den Salar de Atacama besichtigen, winkten sie bloß lachend ab. "con eso (damit), no". Ich begann, die Japaner aus dem gleichen Hotel mit ihrer absolut professionellen Wüstenausrüstung zu beneiden hassen. Als sie sich dann auch noch mit süffisantem Lächeln in ihre japanischen Geländewägen schwangen und aus der Oase in die nasse Wüste düsten, dachte ich ernsthaft über die Wirkung von Coca Cola im Tank nach.

Wir haben dann noch andere Menschen gefragt und erfahren: alles halb so wild. Vor allem für regengewohnte, berggängige Europäer. (Wie geht das Spiel? Solange fragen, bis dir jemand das sagt, was du hören willst.) Nein, Scherz beiseite, es war wirklich nicht schlimm. Eher ein Klacks für Abenteurer wie wir welche sind. Wir starteten also unsere erste Wüstenexkursion mit unserem kleinen Fiat-oder-so über Schotterstrassen hinweg direkt zum Salar de Atacama. Der Salar de Atacama ist eine Art Senke, in der das stark mineralische Wasser aus dem Rio San Pedro und anderen unterirdischen Zuflüssen gesammelt wird und verdunstet. Auf der Oberfläche setzt sich eine mit Lehm vermischte Salzkruste ab.

Unendliche Weiten, die nur von wandernden Chinesinnen mit Regenschirm unterbrochen werden.

Der Boden sieht so aus -

- wenn er nicht durch Fremdeinflüsse verziert wurde.

Was dem Österreicher das Schneebrunzen ist dem Wüstenbewohner - ja was!?

(Für den Schneebrunzerlink bedanke ich ich exklusiv bei Herrn Kid37)

Natürlich gibt es Leben in der Wüste. Man glaubt es zwar kaum, aber die Hauptbewohner des Salzsees sind Flamingos.

Was die essen?

Das da:

Morgen stelle ich euch noch einen weiteren Salzwüstenbewohner vor. Heute wünsche ich allen einen schönen Samstag abend. Und wenn mir jetzt noch jemand sagen kann, ob man jetzt Samstag abend, samstag abend oder doch samstag Abend schreibt, dann kann ich auch noch ruhig schlafen.

Posted by L9 at 15:56 | Comments (2)

02.03.05

Calama Schock

Nein, ich denke eigentlich nicht, dass ich verrückt bin. Aber die Tatsache, dass mich schon wieder das Fernweh plagt, obwohl ich gerade mal 4 Wochen wieder da bin, die stimmt mich nun doch ein wenig nachdenklich. Daher werde ich mal ein wenig in meinen Erinnerungen schwelgen.

Nicht nur hier, auch in Chile gibt es ein Leben nach der Osterinsel. Wir flogen also in die Atacama Wüste, und wir waren aufgeregt. Es sollte die trockenste Wüste der Welt sein, tagsüber so heiß, dass einem geraten wird, sich zu verhüllen, und in der Nacht bitterkalt. Um in die Wüste zu kommen fliegt man von Santiago de Chile in den Großen Norden. In Chile ist der Norden der Süden, weil Chile ja auf der Südhalbkugel liegt. Man fliegt also dem Äquator entgegen, dorthin, wo es heiß wird. Während des Fluges hat man einen überwältigenden Ausblick auf die Anden und die Cordillieren und manchmal auch aufs Meer. Hat allerdings kaum jemanden interessiert. Alle haben gelesen, gegessen, geschlafen. Als dann aber die Wüste kam, ging ein Getrappel durchs Flugzeug. Jeder klemmte sich an einen freien Fensterplatz....

.... und schaute ins große Leere.

Wir sind gegen 19:00 gelandet und beschlossen, die erste Nacht und den nächsten Tag in Calama zu verbringen, der Stadt zu der der Flughafen gehört. 10 Kilometer nördlich von Calama befindet sich die größte Kupfermine der Welt. Am nächsten Tag gleich in der Früh wollten wir diese besichtigen und uns dann nach San Pedro de Atacama aufmachen, einem klitzekleinen Ort mitten in der Wüste.

Was soll ich sagen, nach dieser Sonne-Musik-Südseeromantik war Calama ein Kulturschock. Unsere Windschutzscheibe wurde gleich dreimal blitzblank geputzt auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel, die Dame an der Rezeption warnte ausdrücklich, sich nach 10:00 abends nicht mehr als 100 Meter vom Hotel wegzubewegen und die "Bettelangriff-pro-Minute" Rate war höher als in der U-Bahn in Berlin.

Natürlich waren auch die Nächte auf Rapa Nui manchmal laut. Geister, unheimliche Flugobjekte und Krabbelwesen schabten von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang an unserer Hütte.
rapa-night.jpg

Calama hörte sich jedoch eher an wie San Francisco oder New York. Man glaubt garnicht, welcher Lärm in einem solch kleinen Örtchen stecken kann.
calama-night2.jpg

Wie auch immer - trotz allem hatte es was ... fand ich. Zumindest was abenteuerliches. Sehr interessant war zum Beispiel das Bavaria, das beste Restaurant vor Ort. Da gab es Hamburger und Pommes und HotDogs und es war sehr frequentiert. Von einfachen Minenarbeitern ebenso wie von Ingenieuren und von ein paar versprengten Touristen wie wir.

Wir betranken uns dann.

bavaria.jpg

Am nächsten Tag sind wir sofort geflüchtet. Die Mine ließen wir links liegen, weil sie erst am späten Nachmittag zu besichtigen war.

Posted by L9 at 14:17 | Comments (7)

24.02.05

Hanga Roa Main Street

Was macht man an einem normalen Tag in Hanga Roa? Die meisten Sehenswürdigkeiten sind bereits besichtigt, auch die körperlichen Aktivitäten wurden absolviert. Man ist geschwommen, gewandert und hat gefischt. Der Sinn steht nach Seele baumeln lassen. Ein klarer Fall für einen Besuch auf der Hanga Roa Main Street.

Der erste Weg führte uns direkt ins original polynesische Tätowierstudio.

Der örtliche Tätowierer ist ein Meister seines Faches. Erleuchtet. Und er hat eine umfangreiche Auswahl an Motiven.

Selbstverständlich wollte ich dazu überreden, sich doch den Tümmlerkopf: machen zu lassen. Ich würde ihn so auch noch erkennen, wenn er alt und grau und ich alzheimergeplagt bin. Ein kurzer Verweis auf den Kopf und ich könnte mich erinnern, wer dieser Fremde ist. Auch mit einem Anker und einem geschwungenen Lisa-Schriftzug hätte ich mich abgefunden, würde er doch auf immer und ewig unsere Verbundenheit demonstrieren. Aber nein, er entschied sich für diesen komischen Vogel.

Sehr zur Freude des Tattoo-Masters, der selbstverständlich eine starke Affinität zu Rapa Nuischen Folkloremotiven hat. Zur Feier des Tages hat er sich auch gleich den Vogelmannhut aufgesetzt.

Danach gings zum Supermarkt. Hier handelt es sich um den größten Supermarkt der Stadt, nicht so eine windige Hütte, wie der neulich erwähnte.

Die Regale sind sogar voll, was nicht selbstverständlich ist.

Wir entschieden uns dann aber doch nichts zu kaufen, sondern essen zu gehen, in eines dieser angenehmen Osterinsel Restaurants.

So macht man das eben als Tourist. Da sind wir Deutschen nicht allein.

Den weiteren Tag wollten wir wie die Rapa Nuis gestalten. Nur leider fehlten uns die Pferde, um damit standesgemäß stundenlang vor den diversen Läden abzuhängen.

Die Alternative ist das sogenannte Rapa Mainstreet Cruising. Wir nahmen also unseren Mietwagen und fuhren die Strasse auf und ab, wie das auch Napo, unser Inselfreund, zu machen pflegt. Leider wird Mainstreet Cruising schnell langweilig, wenn man wenig Menschen kennt. Als wahrer Rapa Nui Cruiser bleibt man nämlich alle paar Meter stehen, weil man Nachbarn, Freunde, Schwiegermütter, Tanten oder Cousins trifft.

Weder Internetcafe noch Spielkonsolen empfanden wir als attraktive Alternative. Abgesehen vom drohenden Suchtpotential lernt man da bestimmt keine Leute kennen.

Deshalb gingen wir in die Bar. Sehr empfehlenswert ist das Tavake (oh Mann die Namen, ich habe sie alle vergessen). Allerdings sollte man keinen Durst haben und keinen Hunger. Der Besitzer - oder ists ne Sie, ist zwar wunderschön hergerichtet, aber sehr sehr schnell genervt. Vielleicht wäre es auch besser, wir wären drei junge Männer gewesen. Modetechnisch habe ich mich allerdings tagtäglich von ihm inspirieren lassen.


Oft waren wir im Cafe Raa. Da gingen wir hin, um ins ins Leere zu starren.
Petra, die junge deutsche Besitzerin, hat auch was ins Gästebuch bekommen von mir.

Der beste Laden im Ort ist jedoch der Topa Topanga Club (oder so ähnlich - JOSEF, wie heißt der Club nochmals??). Naja, Josef mag den Club nicht, weil er meint "Das sind alles Gangster, die nerven mich" (man stelle sich die Aussage in schweizerdeutsch vor).

gangsterclub.gif

Wir fanden den Club genial. Vor der Tanzfläche saßen drei Männer, offensichtlich die Bosse. Rapa Nuische Halbstarke verbeugten sich, wenn sie bei denen vorbeigingen. Ich glaube sie haben ihnen sogar die Hand geküßt. Nachdem wir von einem Rapa Nuischen Halbstarken begleitet wurden, durften wir uns an die Bar setzen, so eine Art VIP Bereich (bilden wir uns halt jetzt mal ein). Und die Band war wirklich gut. Sämtliche Osterinsulanischen Folklorehits wurden da runtergebrettert, angetrieben von einem superknackigen Schlagzeuger, doppelt so schnell, wie die durchschnittliche Standardfolkloreband das hinbekommt.

Rapa Nui Punk Rock. Yep.

Posted by L9 at 08:00 | Comments (5)

19.02.05

Fresh Fish

Grundvoraussetzung beim Fischen, auch auf der Osterinsel, ist der Einsatz des richtigen Materiales. Nach langen Diskussionen über die Qualität von Metallteilen, deren Verwendungsmöglichkeiten mir verborgen blieben, sowie über die Größe und Form unterschiedlicher Hakenmodelle, verließen wir letztendlich mit drei ominösen Paketen den örtlichen Eisen und Elektrowarenladen.

Napo entschied sich für die "Klopapierrollen-Nylonschnur-Semmel und Huhn"-Angelmethode. Die funktioniert folgendermaßen: zuerst hängt man die ominösen Metallteile und die Haken an eine Nylonschnur, die um eine Rolle gewickelt wurde.

Dann beißt man in ein Stück Huhn und formt daraus eine Köder.

Aus einer alten Semmel formt man einen Schwimmer. Falls auf den Klippen Krebse rumliegen, werden die mit reingemantscht.

Schwimmer und Köder werden an die Schnur gebunden und fertig ist das Fanggerät.

Mit viel Schwung wirft man das Ganze weit hinaus ins Meer....

... und hofft, dass ein Fisch anbeißt. Dieser ganze Vorgang hat ähnliches Suchtpotential wie Solitärspielen oder Roulette. Du wirfst das Ding raus, so weit wie möglich. Dann musst du aufpassen, dass einerseits Spannung auf der Schnur bleibt, sie nicht absackt, dass du sie aber trotzdem nicht zu schnell wieder zurückziehst, weil sie ja lange im Wasser bleiben soll. Genauso wie du dich auf "Rot" oder "Schwarz" oder "Pair" oder "Impair" konzentrierst, konzentrierst du dich beim Angeln auf den Fisch, der da irgendwo im Wasser rumschwimmt. Und du hoffst, dass er endlich anbeißt. Meist beißt keiner an, deshalb mußt du es nochmals versuchen. Und nocheinmal, und wieder. und B. scharren mit den Füßen, wollen in die Kneipe gehen. "Nein, nur noch ein einziges Mal, wenn dann keiner anbeißt, gehn wir, versprochen." Glauben sie dir nicht.

Einmal hat bei mir tatsächlich einer angebissen, nur leider ist er mir wieder entwischt.

Frustrierend waren die Chilenen, die mit der vollen Ausrüstung glänzten und natürlich wesentlich erfolgreicher waren als wir.

Nach 4 Stunden und 3 Standortwechseln zogen wir ein wurmähnliches Ding aus den Fluten....

.... mit einem langen Schnabel.

Gegessen haben wir es nicht. Aber schöne Steine haben wir gesehen.

Posted by L9 at 00:01

17.02.05

Geheimnisse

Das Schönste an der Osterinsel ist die Vielfalt an Geschichten, die versuchen, Antworten auf all die Geheimnisse zu finden. Äußerst amüsant ist der Expertenstreit, der manchmal bis aufs Messer geführt wird.

Heute in 3Sat gibt es mal wieder neue oder aber doch alte Theorien. Ich bin sehr neugierig.

Posted by L9 at 15:03

13.02.05

Sprachverwirrung

Eigentlich war ich der Meinung, dass ich kaum Spanisch spreche, obwohl ich schon mal einen Kurs gemacht habe. Umso überraschter war ich, als ich dann doch relativ viel verstand und sogar ganz passabel reden konnte. Ich konnte Essen bestellen und Getränke, Hotelzimmer reservieren und mich über die Schönheit der Natur unterhalten.

pferdebestellen.gif

Allerdings bin ich immer noch der Meinung, dass ich definitiv keine Pferde bestellt habe, als mir dieser junge Mann erklärte, wie man am besten auf den Terevaka, den höchsten Vulkan der Osterinsel, kommen würde. Peinlich wars trotzdem, als uns diese eines schönen morgens zum Frühstück serviert wurden.
Und natürlich wird mir die Geschichte immer noch unter die Nase gerieben.

Wir haben den Terevaka nicht bestiegen, dafür aber den Rano Kau. Auf den Rano Kau führt der erste und einzige echte osterinsulanische Wanderweg, der selbstverständlich weltweit bei sämtlichen Alpenvereinen eingetragen ist, und auf den die Leute hier sehr stolz sind. Es ist aber auch ein toller Weg. Ich meine, wenn die Insulaner was machen, dann machen sie es richtig. Da werden nicht einfach lieblos irgendwelche Markierungen auf die Bäume geschmiert, häufig so weit auseinander, dass eine Wanderung einer höchstkomplexen Schnitzeljagd gleicht.

Nein, der Weg wird mit Holzstämmen gesäumt...

... und weiter oben, in der Gipfelregion, mit Steinen.

Natürlich gibts immer wieder Abweichler, die sich nicht an die Route halten.

Wenn man dann endlich oben ist, etwas erschöpft und verschwitzt, wird man mit einem wunderschönen Ausblick belohnt. Der Vulkan ist nicht mehr aktiv und in seiner Mitte hat sich Wasser angesammelt. Um das Wasser des Vulkans ranken sich die unterschiedlichsten Geschichten. So wird erzählt, dass dieser Vulkansee die Insel mit Süßwasser versorgen soll, was aber nicht stimmt. Das Süßwasser wird aus Brunnen gewonnen, die sich in Küstennähe befinden. Auch die Legende, dass die Frauen früher einmal wöchentlich den Vulkan bestiegen mit all ihrer Wäsche, um diese dann im See zu waschen, kling sehr unwahrscheinlich. Das Wasser ist ziemlich schlammig und schmutzig und nicht nur der Aufstieg ist anstrendend. Viel sind schlimmer ist der Abstieg in das Innere des Kraters. Und das mit der ganzen Wäsche? Nein. Ich glaub es nicht, obwohl es äußerst heldenhaft klingt.

Was ich allerdings glaube: es muss irgendeine magische Verbindung mit der finnischen Seenplatte geben. Sieht man doch.

Und da hinten sieht man den osterinsulanischen Christbaumwald.

Da holen sich die Osterinsulaner ihre Weihnachtsbäume.

Ein anderer Baum, der eigentlich bereits ausgestorben ist, ist der Toromiro-Baum. Es wird liebevoll versucht, ihn wieder heimisch zu machen. Leider ist dieser Baum extrem anfällig, deshalb sind bisher alle Versuche gescheitert.

Hier hat eine Pharmaziefirma mal eine Art Pilzkultur gefunden, die dabei hilft, dass Körper transplantierte Fremdkörperteile nicht abstoßen. Die Firma hat deshalb eine Gedenktafel aufgestellt. Mehr haben die Insulaner aber nicht davon, weil diese Kultur sich nun in Chile eigenständig weitervermehrt. Naja, ne Tafel ist ja auch ganz nett.

Nochmals ein Blick ins Innere des Vulkans.

Auch Orongo, die berühmte Vogelmannkultstätte ist hier oben. Diese Geschichte habe ich allerdings bereits erzählt (siehe Essen auf Rapa Nui).
Napo malt hier die Petroglyphen ab...

.... um sich inspirieren zu lassen für diese tollen Tücher.

Hier nochmals ein paar Petroglyphen.

Jetzt kommen noch 2 Geschichten über Bars und Bands sowie über nächtliche Geräusche, und dann gehts weiter mit der Atacamawüste, der trockensten Wüste der Welt.

Posted by L9 at 18:40 | Comments (3)

08.02.05

Fertigungsmethoden und Logistik in der Moai-Branche

Vor Hunderten von Jahren besiedelte auf der Osterinsel jede Großfamilie ein bestimmtes Inselareal, meist in Küstennähe, weil dort wegen des frischen Grundwassers die Flüssigkeitsversorgung gewährleistet war. Die Leute lebten hauptsächlich im Freien, nur wenn es die Witterung nicht anders zuließ, suchten sie in einer der vielen Höhlen Unterschlupf.

Nachdem sich dadurch keine großartige Baukultur entwickelte und auch keine Malerei, musste sich die kulturelle Energie der Osterinsulaner anderweitig entladen. Architekturgenies fokussierten sich daher aufs Bauen von Ahus, riesigen, rampenförmigen Steinaufschichtungen, die als Zeremoniestätten für Ahnen- und Totenkult sowie als Begräbnisstätten für herausragende Mitglieder der osterinsulanischen Gesellschaft dienten. Maler und Bildhauer reagierten ihre Kreativität an der Herstellung der Moais ab, die die Ahnen der Familien darstellten und auf den Ahus aufgestellt wurden, und die Modeschöpfer zogen nicht nur die Priester an sondern auch die Steinfiguren.

Auftraggeber für diese Anlagen waren die Clans, die das jeweilige Inselareal bewohnten. Jeder Clan hatte seine eigene Anlage, insgesamt waren es um die 245. Und was dem Deutschen der Mercedes war dem Rapa Nui der Moai – er musste größer, schöner, innovativer sein als der des Nachbarn. Der größte Moai, er ist so um die 21 Meter hoch, befindet sich im halbfertigen Zustand im Steinbruch und ist nie vollendet worden.

Lange Zeit war die Herstellung der Moais ein großes Rätsel. Zeitweise gab es sogar die Philosophie, dass die Moais von Außerirdischen gebracht worden wären, weil es auf der Insel dieses Gestein, aus dem die Moais bestehen würden, gar nicht geben sollte. Stimmt aber nicht, es gibt den Stein. Im Rano Raraku, einem Steinbruch, der in einem Vulkankrater errichtet wurde.

Und nachdem der Stein sehr weich ist, es handelt sich dabei um Lapilli-Tuff, war es letztendlich nicht allzu schwierig, diese großen Statuen zu schnitzen und auch zu bewegen.
Schwierig war es, und darin besteht ja die Aufgabe des Bildhauers, die Statuen zu finden in diesem unförmigen Berg. Man kennt ja das Bildhauervorgehen „Ich erzeuge die Skulptur nicht, ich lege die im Stein vorhandene Figur bloß frei“. Und nichts anderes macht der Bildhauer auf Rapa Nui.

Hier sieht man schon ein paar freigelegte Statuen. Es handelt sich dabei um ein Moai-Suchbild. Josef, unser Osterinselfreund und der Insel bester Reiseführer sagt seinen Touristen immer: „wenn du mir sagen kannst, wie viele Moais hier versteckt sind, darfst du einen mit nach Hause nehmen.“ Bis heute hat es keiner geschafft. Klar, die im Stein Versteckten erkennt nur ein Bildhauer, der auch damals bereits gelebt hat.

Die Statuen werden also freigelegt und soweit herausgeschnitzt, bis unten nur mehr ein kleiner, schmaler Grat übrigbleibt. Er wird durchlöchert, damit man an der Statue dann was anbringen kann, um sie hochzuheben. Man vermutet einen Lattenrost.

Glaubt ihr nicht? Stimmt aber.

Ich habe jetzt keinen Lattenrost gezeichnet, weil mir das zu kompliziert war. Den müßt ihr euch vorstellen. Was ganz sicher stimmt ist der Schweiß, den die Leute beim Aufstellen produziert haben. Weil auch wenn die Dinger aus Tuffstein sind, sie waren ganz bestimmt sehr schwer.

Danach wurde das Hinterteil des Moais geschnitzt. Tja, Moais haben Hinterteile wie jeder Mensch, die lassen sich aber nicht fotografieren. Das Foto, welches wir vom A*sch des Moais gemacht haben, ist auf völlig unerklärliche Weise schwarz geworden.

Hier nochmals Moais in sämtlichen Fertigungsstufen. Der am Rücken liegende ist gerade frisch geschnitzt zur Endmontage geschleppt worden. Danach würde er aufgestellt werden, um den Rücken zu bearbeiten (so wie der ganz vorne). Fertig bearbeitet wird er nach vorne gekippt, um dann abtransportiert zu werden.

Die Transportlogistik ist nach wie vor ein ein wissenschaftlicher Streitpunkt. Manche sagen, sie wurden stehend transportiert, andere meinen, an den Ohren wurden Seile befestigt und die Moais dann so rücklings durch die Gegend gezogen. Josef ist ein Vertreter der "nach-vorne-gekippt-auf-Holz-gezogen" - Methodik. Klingt logisch. Aber auch wenn ich dem Josef alles glaube und er der weltbeste Osterinselführer ist, in diesem Falle halte ich es mehr mit Napo, unserem waschechten Rapa Nui Freund. Er ist überzeugt, dass Menschen mit ausreichend Mana die Steinkolosse alleine durch Gedankenkraft bewegen konnten. Und ich glaube das auch. Wobei ich allerdings der Meinung bin, dass die Gedankenkraft nicht unmittelbar auf die Figur wirkte sondern indirekt. Die alten Priester aktivierten magnetische Erdstrahlen, die die Statuen in die Luft hievten. Danach musste man sie nur mehr über die Insel schubsen.

Nachdem man den Moai auf dem richtigen Ahu aufgestellt hatte, wurden ihm Augen aus echten Korallen eingesetzt und er dadurch zum Leben erweckt. Tja, und schlussendlich kamen dann die Modeschöpfer in Aktion - manchmal sehr zum Leidwesen der archaischen Gesellen.

Bei den "Extended Entries" (draufklicken) gibts noch eine kleine Fotofolge

Das ist der Ahu Tongariki, die größte Anlage in der ganzen Südsee.

Sie betrachten sehr skeptisch....

.... diese Hüte (Pukaos). Ein Beweis, dass sie ihnen nicht gefallen.

Auf Rapa Nui laufen viele Pferde rum. Die dürfen allerdings die Ahus betreten, im Gegensatz zu Menschen. Pferde sind eben magische Wesen.

Und hier nochmals ein Foto von Steinbruch.

Da stehen noch ein ein paar Moais rum. Sie waren wohl mal bereit für die Rückenbearbeitung, sind aber mittlerweile bis zum Hals in der Erde versunken.

Und das waren die Werkzeuge, mit denen sie bearbeitet wurden (NEIN ich habe KEINEN Moai berührt, wirklich nicht!!)

Posted by L9 at 17:30 | Comments (3)

04.02.05

Höhlengeschichten

Was wäre Rapa Nui ohne Höhlen. Höhlen dienten einerseits als Unterschlupf, waren jedoch auch Stätten, in denen die unterschiedlichsten religiösen Rituale abgehalten wurden. Von der Menschenfresserhöhle habe ich bereits erzählt, diese Höhle war der Sonne gewidmet. Einmal im Jahr wird die Plattform auf ganz bestimmte Art und Weise beleuchtet, bereit für die Priesterinnen, die dann ihren Gottesdienst abhalten konnten.

Sehr schön ist auch die 2-Fensterhöhle.
Du steigst in ein Loch mitten in der Wiese...

... und auf der anderen Seite hast du einen wunderbaren Ausblick hoch oben von den Klippen übers Meer.

Die Höhle ist Y förmig, mündet also in zwei solcher Löcher, deshalb heißt sie 2-Fensterhöhle.

Höhlen sind sehr geheimnisvoll, unsäglich viele Sagen ranken sich um sie. Mich würde es nicht wundern, wenn in nicht allzuferner Zukunft die Sage der fremden Frau, die wegen des überwältigenden Blickes aus den zwei Fenstern ihr Auge verlor, die osterinsulanischen Kinder und die Touristen beschäftigen würde.

Scherz beiseite, selbstverständlich sind die Osterinsulaner zivilisert. Napo hat allerdings bisher nichts von der Existenz von Kontaktlinsen gewußt und war äußerst schockiert, als ich die meinige fast verlor.

Er ist auch nicht in Ohnmacht gefallen, sondern hat sehr gequält gelacht.


Posted by L9 at 16:01 | Comments (4)

03.02.05

Essen auf Rapa Nui

Ich bin überzeugt: die beste Charaktierierung der Eigenschaften einer Kultur besteht in der Analyse dessen, was die Menschen dort essen und vor allem auch wie. Warum können die Japaner so gute Mikrochips bauen? Weil sie schon bei der Essenszubereitung auf komplexeste Strukturen setzen. Eine Algenlage, gefolgt von einer Fischschicht, ummantelt von Reis, der selbstverständlich mit Essig geätzt (=etching process) wird, und fertig ist die filigrane Mikrospeise. Oder warum machen die Amis so gute Software? Sie essen Pommes und Hamburger und trinken Cola. Wie es sich für einen gestandenen Programmierer gehört. Auch auf das absolute Alter einer Nation kann durch die Essensanalyse rückgeschlossen werden, wie ich ja schon einmal versucht habe, in Form einer "Wilden Theorie" zu beweisen.

Das ist der Grund, warum ich fremde Länder am liebsten übers Essen ergründe. Mein erster Weg nach der Ankunft führt in die nächste Kneipe oder ins Restaurant.

Wie ist nun Rapa Nui? Ich kann bloß sagen: archaisch - romantisch - wild. Und das Alter? 5. Höchstens 6.

Der rohe Fisch wird nicht kunstvoll geschnitten und ästethisch zielsicher in einzelnen Scheibchen auf großen Tellern aufgebaut - kombiniert mit den Gemüsen frisch vom Markt. Er wird grob gewürfelt, mit Limonensaft vermischt oder aber eventuell mit Kokosmilch, und kommt dann in Riesenportionen auf den Tisch. Kindskopfgroß. Das Ganze heißt Ceviche und schmeckt genial. Das Schöne: in jedem Lokal schmeckt Ceviche anders, jeder hat sein eigenes Rezept. Ceviche ist eine Speise polynesischen Ursprunges.

Typischerweise essen die Menschen aber nicht alleine in Restaurants sondern gemeinsam irgendwo draussen in der Natur. Meist wird gegrillt, und zwar richtig. Da wird die ganze Kuh auf den Rost geworfen, und in entsprechend großen Teilen verspeist (zum Beispiel beim legendären Silvesterfest).

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Gemeinsames Essen wird gemeinsam organisiert. Jeder trägt in irgendeiner Form bei. Einer sorgt fürs Fleisch, einer für den Transport, einer fürs Feuer und einer fürs Trinken. Wer nichts hat, macht sich sonst irgendwie nützlich.
Natürlich beging ich bei meinem ersten Barbecue auch gleich meinen ersten Faux Pas. Ich sollte fürs Fleisch sorgen, was ich auch tat. Ich nahm Würstchen, Hünherfleisch, Schwein und schnitt daraus schöne grillfähige Stückchen. Wie man es halt macht als durchschnittlicher Deutsch-Griller. Sogar mariniert habe ich das Ganze. In fein gewürztem Olivenöl. Als ich mein Werk dem Rapa Nui Grill-Chef überreichte, sah er mich sehr verwundert an. "Sowas ist für die Küche - das kann man doch nicht auf den Grill legen". Wir gingen gemeinsam nochmals einkaufen. Fleisch in Komplettform, ganze Hühner, Riesenwürste.

Als ich dann den Grill sah, an dem alles stattfinden sollte, war mir klar warum.
Da brauchts schon massigerer Stücke, damit die darauf halten.

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Leider hab ich bloß den heissen Grill ohne Fleisch fotografiert. Als das Fleisch drauflag, war ich dann schon so hungrig, dass ich nicht mehr ans fotografieren dachte. Man stelle es sich daher vor: Mit der Hand aufgebrochene Hühnerleiber, große Würste und mittendrin dann meine kleinen Fleisstückchen, die ich auf den Steinen balancieren ließ.

Natürlich ist auch auf Rapa Nui das Feuermachen Männersache. Da sind alle Kulturen gleich.
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Die interessanteste Kneipe auf Rapa Nui ist die Menschenfresserhöhle. Was es dort gibt? Na was wohl. Mensch natürlich.

Und nicht das Bäckchen ist die Spezialität bei Menschenfleisch, hab ich mir sagen lassen, es sind die Finger und die Zehen. Die sollen knusprig sein und zart. Ich mein ein Mensch ist ja auch kein Karpfen.

Der Weg in die Menschenfresserhöhle ist beschwerlich -
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- der Ausblick aber wunderbar.
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Berichtigenderweise muss ich allerdings erwähnen, dass der Begriff "Kai" auch zählen heissen soll. Das würde dann bedeuten, in der Menschenfresserhöhle wurden die Menschen nicht gegessen sondern gezählt, registriert, für den jährlichen Wettbewerb um die Ernennung zum Vogelmann, dem religiösen Oberhaupt der Insel. Jeder Clan ernannte einen jungen Mann. Im Wettbewerb ging es darum, als erster ein Ei einer der Seeschwalben zu holen, die auf dieser Insel dahinten brüten. Der Clan, zu dem der Sieger gehörte, durfte dann auch den neuen Vogelmann stellen. Ein politisch äußerst brisanter Wettbewerb.

Schaut auch diese Petroglyphen auf den Steinen an! Neben Vogelmännern kann man - wie sollte es anders sein - auch weibliche Geschlechtsteile erkennen. Hab noch bessere Fotos, die kommen noch nach.

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Und da mußten die Sportler runter, dann durchs Meer und auf die Insel, Eier zusammenraffen und wieder zurück. Im Meer sind viele Haie. Und all das wurde verfilmt von Kevin Costner.

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So, jetzt stell ich das mal on, ohne viel zu redigieren.

Frau Marion hat schon angefragt, obs weitergeht mit Berichten.
Ich kann bloss sagen: JA !! Bittebitte bleibt mir treu und schaut öfter rein, weil es kommen noch Stories (inkl Zeichnungen) über:

- Fischen (ich und ein großer Fisch)
- Die Moais, wie wurden die hergestellt
- Nächtliche Störungen in unterschiedlichen Städten
- Atacama Wüste mit Geysieren
- Villarica, auf einem lebenden Vulkan

usw.

Aber, naja ihr wissts ja eh, trau mich schon garnimmer jammern über meine mangelnde Zeit.


Posted by L9 at 11:30 | Comments (3)

31.01.05

Liebe auf Rapa Nui

Wenn der nüchterne Europäer an die Südsee denkt, denkt er an das Paradies. An Sonne, an Liebe, an schöne Mädchen. Das ist nicht erst seit Gaughin so, der dieses Paradies erstmalig in der westlichen Kunst thematisierte. Schon die alten Seefahrer berichteten bei ihren ersten Inselbegegnungen von freizügigen Schönheiten, die sich ihnen quasi an den Hals warfen und bei Gott nicht so zickig, prüde und versorgungsorientiert waren, wie die biestigen Mädels aus dem alten Europa.

Allerdings scheint es wohl doch nicht die offene Liebe, die andere Kultur
und die geringer ausgeprägte Eifersucht gewesen zu sein, die dieses Verhalten hervorrief. Laut den Erzählungen eines Inselkenners war es vielmehr so, dass die alten Insulaner garnicht so dumm waren. Sie wußten, dass sie wenig Gene von aussen abbekamen, weil sie nunmal auf diesen Inseln lebten. Sie wußten, dass es für den Erhalt der erblichen Gesundheit von massiver Bedeutung war, sich mit Menschen aus anderen Regionen zu paaren. Tauchten also fremde Schiffe auf am Horizont, mußte jede Großfamilie eines ihrer Mädchen zur Verfügung stellen mit der Aufgabe, sich zu vermischen.

Alle anderen Frauen wurden selbstverständlich versteckt.

Heute ist das alles anders. Der Tourismus und die Globalisierung bringen es mit sich, dass diese Völker nicht mehr ganz so isoliert leben. Daher steht natürlich auch der Fortpflanzungsgedanke nicht mehr im Vordergrund, es geht wieder um die Romantik und um die Liebe.

Und die Osterinsulaner sind äußerst romantisch. Ein paar zauberhafte Geschichten, eine dunkle Höhle, ein schöner Vollmond, die richtige Knie-Berührung zum richtigen Zeitpunkt - und das Herz der Europäerin beginnt zu schmelzen. Auch wenn es sich dabei um Damen handelt, die sich bereits jenseits des fortpflanzungsfähigen Alters befinden.

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Manche dieser Damen schreiben dann Bücher und werden ein wenig berühmt. (Kurzer Gedankensprung: diese Menge von Büchern über die Osterinsel, die alleine sind schon ein Buch wert.)

Aber nicht nur die lebenden Osterinsulaner sind romantisch, auch die Toten verlieben sich gerne. Da gab es einmal eine junge Frau, die ganz alleine über die Osterinsel gefahren ist mit ihrem Rad. Bei den Moais hat sie meditiert und in dunklen Höhlen übernachtet. Nach Ablauf dieses einsamen Inselurlaubes ging es zurück nach Deutschland, zurück zu ihrem Freund. Dem kamen ein paar Sachen eigenartig vor. Schatten schienen das Mädchen zu umgeben, sie schien nicht alleine zu sein.

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Drei Tage später wurde der Freund schwer krank, Schwindelanfälle, Fieberschübe. Er wurde immer schwächer, doch die Ärzte konnten nichts finden. Das Mädchen war verzweifelt. In Ihrer Not wandte sie sich an einen Schamanen. Der erkannte das Problem sofort. "Du warst auf der Osterinsel, alleine bist du durch die Natur gewandert, da haben sich wohl ein paar Geister in dich verliebt. Sie sind mit dir zurückgekommen - und fanden deinen Freund vor. Die Krankheit des Freundes entstand aus der Eifersucht der Geister. Sie wollen ihn loswerden - diesen Nebenbuhler".
Das Mädchen kehrte zurück nach Rapa Nui, fuhr hinaus in die Inselmitte und verabschiedete sich von den Geistern "Wir hatten eine schöne Zeit, danke. Aber ihr gehört auf die Insel, ich gehöre in die Stadt". Ohne Geister kehrte sie zurück, der Freund wurde gesund - und die beiden haben höchstwahrscheinlich geheiratet.

Unsere deutsch-chilenische Herbergsmutter, die sich auch einen netten Rapa Nui geangelt hat, hat mir diese Geschichte höchstpersönlich erzählt. Und diese deutsch-chilenische Herbergsmutter war mal Journalistin. In Santiago. Deshalb bin ich überzeugt, die Geschichte stimmt!

Mir passiert sowas natürlich nicht. Ich scheine eine so pragmatisch-nüchterne Ausstrahlung zu haben, dass die meisten Menschen bei mir gleich zur Sache kommen, selbst wenn es sich um waschechte Rapa Nuis handelt.

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Abgesehen davon war ich mit meinem Schatz unterwegs, und der ist so romantisch und toll, da können alle Osterinsulaner abstinken, und die Geister sowieso. Aber so vor 20 Jahren, vor der Zeit von , also da hätten mir diese Pferdeprinzen, die da so wild durch die Gegend reiten, durchaus mein Herz brechen können.

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Und hier noch ein paar Fotos:

Also das ist die Steffie, die Dame mit dem elektrisierten Knie, an ihrem selbstgebauten Schreibtisch.
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Nachdem sie das Buch geschrieben hat, konnte sie aus der Höhle raus direkt in ein schickes Eigenheim ziehen.

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Romantische Osterinselehepaare haben keine Ringe am Finger sondern Ketten überm Bett. Blümchenketten.
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Das sind Rapanuisch-polynesische Ritualkleider, stets bereit für den nächsten Tanz.
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Und das ist Helga, unsere deutsch-chilenische Herbergsmutter mit ihrem Napo, unsererem echten rapanuischen Inselführer. Der, der die besten Geschichten auf Lager hat.

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Posted by L9 at 10:31 | Comments (9)

29.01.05

Mal ein erster Überblick

Kalt ist es hier. Ehrlich wahr. Hat aber sein Gutes, ich habe Zeit! Zumindest am Wochenende. Problem? Ich hab so viel zu erzählen, über 1500 Digitalfotos und einige Cartoons. Wo soll ich bloß anfangen!!??

Nun gut. Ich bin zurück in Deutschland, also mache ich es systematisch, wie ich es gelernt habe und wie sich das hier gehört. Weg mit der Südseementalität und dem südamerikanischen "Way of life". Kann ich hier nicht weiterführen. Geht nicht. Obwohl Chile ja schon irgendwie recht deutsch ist. Das deutscheste Land in Südamerika. Die scheinen einen zu mögen, wenn man aus Deutschland kommt. Klar, sind ja auch viele aus Deutschland da - die Nachkommen der ländlichen Auswanderer aus dem vorletzten Jahrhundert und der Flüchtlinge zwischen und nach den Weltkriegen. Und dann noch der Honecker. Mitsamt Margot. Wüßte ich nicht, dass er tot ist, ich hätte gewettet da sitzt er. Links, der Weisshaarige. In dieser Kneipe in Valparaiso namens "Hamburg". Er hat ziemlich gesächselt.

stasi.jpg

Wir sind also in Chile gewesen und auf der Osterinsel. Ganz Chile haben wir nicht durchmachen können, daher haben wir uns auf eine Untermenge geeinigt. Naja, geeinigt nicht und auch nicht geplant. Wir habens fließen lassen.
Grundsätzlich klar war, dass wir auf die Osterinsel wollten. 1 Woche mindestens. Es wurden 10 Tage. Den Rest haben wir spontan vor Ort entschieden.

So fiel die Entscheidung aus, nach den 10 Tagen Osterinsel:
+ 2 Tage Santiago de Chile
+ 4 Tage Atacama Wüste
+ 5 Tage Lago Villarica im Herzen der chilenischen Schweiz
+ dann noch 3 Tage in Valparaiso und Vina del Mar.
Das sind genau 24 Tage. Hmm - stimmt das? Abgefahren sind wir am 28.12. Rückfluganfang am 24.1. Sollten 27 Tage sein.... Hmm, okok - 3 Tage Flug. Irgendwie so. Egal.

Gehen wir weiter zum kartographisch aufbereiteten Reiseplan. So sieht das aus. Und Chile ist eine ziemliche Wurst.

Allen Orten, an denen wir waren, habe ich eine Nummer gegeben. Aufsteigend nach der Zeit. 1 = Osterinsel, 2 = Atacama, etc. Santiago hat keine eigene Nummer bekommen, weil wir da häufig waren. War sozusagen der Verkehrsknotenpunkt. Ausserdem war Santiago nicht wirklich überzeugend. Ein wenig hats an Barcelona erinnert, aber dafür wars zu undurchgängig in der Architektur. Die Spuren des Sozialismus und der Diktatur waren zu sehen, aber äußerst verblasst. Es war großstädtisch, aber nicht so richtig mächtig. Für eine Kleinstadt natürlich zu groß. Und richtig böse - verbrecherisch wars auch nicht, nicht undergroundig aber auch nicht großbürgerlich. Santiago kam mir persönlich sehr halbherzig vor. Ich werde auch nicht weiter darauf eingehen.

Tja. Um die restlichen Orte der Reise zu analysieren, werde ich auf die bewährte Portfoliotechnik zurückgreifen.

...Wie auch immer...

Am genialsten war die Osterinsel.
Geruch: Würzig
Bewohner: Abgetreten-anarchistisch
Der typische Osterinseltourist: Forscher und Interpretator. Hinterfrager. Träumer.

Essen: Ceviche (roher Fisch in verschiedensten Würzungen)
Bild:
repa.jpg
Mana = die innere Kraft der wirklich großen Menschen dieser Welt.

Dann die Atacama Wüste:
Geruch: Salzig
Bewohner: Stille Indianer, in Calama laute Kupferminenarbeiter.
Touristen: Japanische Wüstenabenteurer, ins Unendlich schauende ravende Rucksacktouristen, europäische Möchtegernwüstenabenteurer mit viel zu kleinen Autos.


Essen: Weiß ich nicht mehr. Ich glaub ich hab da nichts gegessen.
Bild:
ata.jpg

Am Lago Villarica: warn wir auch.
Geruch: Schwefelig - ansonsten schweizerisch.
Bewohner: Ex-Deutsche, Argentiner und Mapuche-Indianer, die man aber nicht sieht.
Touristen: Sportlich orientierte Konzernmitarbeiter, chilenische Familien, europäsche Osterinselenthusiasten, die auch noch was von Chile sehen wollen.
Essen: Viel viel Schokolade und Kuchen, Steaks, Hamburger, Pizza.
Bild:
villa.jpg

Und dann noch in Valparaiso und Villa del Mar:
Geruch: Benzin und fauler Fisch.
Bewohner:Alles.
Touristen: Kreuzfahrtschiffpausierer, Mallorcaurlauber, europäische Osterinselenthusiasten, die auf ihr Flugzeug warten.
Essen: alles, auch Sushi.
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"Wir" das waren:

So, das war jetzt mal ein wenig Systematik vorab.

Posted by L9 at 18:50 | Comments (3)

27.01.05

Game over

Gerade eben fuhren die Busse noch unter Palmen...

bus1.jpg

...dann steigst du ins Flugzeug...

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...und alles ist still und kalt und verschneit.

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Und ich bin noch etwas müd.

Und bald gibts hier massig Reiseberichte.

Posted by L9 at 20:39 | Comments (1)

23.01.05

Countdown

Letzter Tag in Vina del Mar, unter Palmen, Melancholie in der Suedsee.
Gestern im Hafen von Valparaiso dieses Schiff gesehen - Ziel Hamburg. Ich werde wohl etwas frueher in Deutschland sein als die heilige Julia.

Ganz kurz vorab - es war wunderschoen. Stumme Moais, eine salzige Wueste, in der es geregnet hat, unberechenbare Geysire, ein Tanz auf einem Vulkan und jetzt, zum Abschluss, noch drei beschauliche Tage an der chilenischen Cote d´Ázur unter weihnachtsbeleuchteten Palmen.

Posted by L9 at 19:23 | Comments (2)

10.01.05

Auf der Suche nach der geheimen Botschaft der Moais

Kurz zu den Moais - leider keine Zeit für lange Abhandlungen.

Fakt ist, diese Statuen laden ein zu wüstesten Spekulationen.

Mancher Tourist wirft sich zu Boden, um religiöse Inspiritation zu empfangen, andere umarmen die armen Statuen, um am ewigen Mana teilzuhaben.

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Neueste Theorien begnadeter Aussteiger besagen, dass Moais das männliche Geschlechtsteil darstellen, die Hüte das weibliche.

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Die Wahrheit über den bösen Blick hat uns einer der Moais in Anakena gesagt. Moais sind ganz einfach sauer, dass ihnen diese uncoolen Hüte aufgesetzt wurden. Ich meine wer will denn im 21. Jahrhundert mit einem solchen altmodischen Tirolerhut rumstehen. Vor allem in dieser Hitze.

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Wobei eigentlich tendiere ich ja doch ein wenig zur sexuellen Theorie. Kommt man nach Puna Pau, dem Steinbruch in denen die Hüte fabriziert wurden, erkennt man eindeutig die weiblichen Strukturen.

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Und wenn ich mal wieder online bin werde ich die Männlichkeit des Rano Raraku beweisen, dem Steinbruch, in dem die Körper und Köpfe fabriziert wurden.

Und hier noch ein paar Fotos der Moai, möge das Mana aus den Bidlern strömen, oder der Sex oder was auch immer.

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Posted by L9 at 01:56 | Comments (3)

05.01.05

Moais gibts natürlich auch

Natürlich gibt es auch diese Köpfe auf der Insel, die Moais.
Eine genaue und detaillierte Geschichte zum Moai-Absatzmarkt sowie zu Fertigung und Logistik folgt, sobald ich mal länger Internetzugang habe. Das ist jetzt im Moment leider nicht möglich, weil ich nur kurz online bin. Ich kann noch nicht mal die befreundeten Weblogs abklappern. Ich hoffe Blogger-Village steht noch. Hier mal eine ganz schneller Moai-Ersteindruck.

Fakt ist: es geistert.

Es handelt sich ja auch um Begräbnisstätten und um Orte, die den Ahnen gewidmet wurden. Als wir die Schotterstrasse nach Tahai, der informativsten und am besten restaurierten Anlage runtergingen, kam uns sofort ein Geist entgegen, in Form einer kleinen Windhose. Und es wurde uns auch sehr sehr mulmig, als wir diese großen, stillen, strengen Statuen vor uns hatten, die uns einerseits ansahen, andereseits aber auch in die Unendlichkeit des Universums starrten.

Auf der Suche nach den Totenköpfen fand ich aber etwas anderes. Seit Monaten liegt mir der Mike in den Ohren, doch mal einen Elendskopf zu zeichnen. Ich habe es probiert, der erste war zu schmal, der zweite zu rund, der dritte zu wenig elendig. Irgendwann habe ich es aufgegeben. Und dann bin ich hinter den Moai gegangen und habe ihn gefunden: den wahren Elendskopf.

elend.jpg

Das ist der Ahutahai.
ahutahai.jpg

Abends wird die Anlage meistens von Japanern fotografiert.
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Tagsüber laufen Hühner rum.
huhn.jpg

Dieser Moai hat einen Hut, aber keinen echten. Er sieht aber echt aus.
rothut.jpg

Das sind die fünf Vai Uri. Irgendwann mal gab es einen sechsten, der ist aber weg.

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Schönen abend noch!

Posted by L9 at 19:41

04.01.05

Silvester auf der Osterinsel

Silvester war genial. Josef hat uns eingeladen, mit seiner Familie zu feiern. Die Familie heißt Tuki und das Oberhaupt ist Signora Analola. Signora Analola hat zwischen 15 und 21 Kinder und viele viele Enkelkinder. Mindestens 46. Signora Analola ist die Schwiegermutter von Josef.

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Die Party war wunderschoen. Familie Tuki ist sehr musikalisch, auch dank Schwager Arturo. Arturo ist Präsident von Mana Tupuna, der Rapa Nui Musikervereinigung. Er macht Musik, bringt seinen Schwagern und Schwägerinnen und Nichten und Neffen und allen anderen viel bei. Deshalb gab es bei diesem Familienfest wunderschöne Live-Musik und viel viel Spaß.

Josef meinte allerdings, die Famile ist sehr emotional. Deshalb passiert es speziell zu Weihnachten und zu Silvester, dass die Familie in Streit ausbricht und sich ganz fürchterliche Dramen abspielen.


Tja, die Menschen weltweit unterscheiden sich offensichtlich doch nicht sosehr, nichtmal im familiaeren Weihnachtszoff. Diesmal ist nichts passiert, dafuer wurde umsomehr getanzt, getrunken, gegessen und gesungen.

Wenn ich auch sehr gerne tanze, Disco, Pogo, Techno, Solo-Salsa, so habe ich die absolute Abscheu vor Paartänzen. Ich kann das einfach nicht. Grundsaetzlich bin ich die geborene Führerin, deshalb fällt es mir schwer, mich den Bewegungen des Führers anzupassen. Die meisten Schritte kenne ich nicht, erfinden geht nicht, weil ich eben nicht führen darf. Sobald es deshalb auf einer Verantstaltung zur Tanzaufforderung kommt, flüchte ich. An die Bar, auf die Toilette, sonstwohin. Hier konnte ich nicht flüchten - es war ein Alptraum.

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Ich bin dem flotten osterinsulanischen Tänzer auf den Zehen rumgetrapelt, steif durch die Gegend gestolpert und habe letztendlich den grünen Tanzteppich ruiniert.

Bei den extended Entries gibts auch ein paar Fotos. Viele habe ich nicht gemacht. Ich mein das geht ja nicht, auf ein Fest eingeladen zu werden, touriemaessig rumzufotografieren und dann die Fotos womoeglich noch zu verkaufen. Das hat mal einer gemacht, hat mir Mahina erzaehlt. Er war eingeladen, hat viel Zeit in der Familie verbracht und auch ein Buch geschrieben. Ein Jahr spaeter traf sie ihn auf einem Rapa Nui Kongress in Hawaii. Er verkaufte Fotos von Signora Analola, die die Mutter von Mahina ist. Sie wollte ein Foto haben. Er wollte den vollen Preis von ihr, kein Rabatt, nichts.

Signora Analola und ich essen eine Kuh.

Signora Analola und ich trinken.

Die Kuh auf dem Grill.

Tanzen und feiern.

In dieser Siedlung hat das Fest stattgefunden.

Posted by L9 at 19:55 | Comments (2)

Gestohlener Sommer

Wir sind hier! Auf der Osterinsel! 3800 km links von Chile, 2250 rechts von Pitcairn, der Insel, auf der seinerzeit die Bounty Meuterer hängengeblieben sind. Irgendwo im Nirgendwo. Der Globus gehört Josef Schmid, ebenso wie die beste deutschsprachige Osterinselseite. Josef Schmid ist Schweizer und ist schon länger hier. Den Globus wollte er der Schule in Hanga Roa spenden. Leider wurde dieser beschlagnahmt, weil er illegal ist. Ein legaler chilenischer Globus darf ausschliesslich spanische Namen beinhalten, ausserdem muss der chilenische Teile der Antarktis in der gleichen Farbe gehalten sein, wie die Grundrisse von Chile. Das ist bei diesem Globus nicht der Fall. Deshalb versteckt Josef ihn jetzt in seiner Wohnung, nachdem er ihn nach monatelangem Rechtsstreit auslösen konnte.


Meiner Meinung nach ist der Globus ohnehin grundsätzlich falsch. Wenn man in Rapa Nui ist sieht man es ganz genau: die Erde ist definitiv eine Scheibe und der Himmel eine Kuppel. Der Horizont ist ein Kreis und Rapa Nui ist der Nabel der Welt.


Die Landebahn auf der Osterinsel ist sehr lang. Sie wurde Mitte der 60er von den Amerikanern gebaut. 1984 wurde sie verlängert, weil die Challenger eventuell hier landen sollte. Die Challenger ist explodiert, und die Landebahn ist immer noch sehr lang.


Auch die Anreise war lang. Vor allem sind wir auch sehr früh in Frankfurt gewesen dank und seiner Einstellung "Lieber 20 Stunden zu früh als 1 Minunte zu spät." Alles in allem waren wir 39 Stunden unterwegs. Egal, es hat sich gelohnt.


Gestern noch auf der verschneiten Frankfurter Startbahn, heute in der palmenumsäumten Ferienwohnung.

Sogar deutsche Schuhe gibt es hier.

Und einen eigenartigen Supermarkt.

Sowie ich Internetzugänge finde und Zeit, meine Bilder upzuloaden, geht es weiter!

Posted by L9 at 02:30 | Comments (7)