Nein, ich denke eigentlich nicht, dass ich verrückt bin. Aber die Tatsache, dass mich schon wieder das Fernweh plagt, obwohl ich gerade mal 4 Wochen wieder da bin, die stimmt mich nun doch ein wenig nachdenklich. Daher werde ich mal ein wenig in meinen Erinnerungen schwelgen.
Nicht nur hier, auch in Chile gibt es ein Leben nach der Osterinsel. Wir flogen also in die Atacama Wüste, und wir waren aufgeregt. Es sollte die trockenste Wüste der Welt sein, tagsüber so heiß, dass einem geraten wird, sich zu verhüllen, und in der Nacht bitterkalt. Um in die Wüste zu kommen fliegt man von Santiago de Chile in den Großen Norden. In Chile ist der Norden der Süden, weil Chile ja auf der Südhalbkugel liegt. Man fliegt also dem Äquator entgegen, dorthin, wo es heiß wird. Während des Fluges hat man einen überwältigenden Ausblick auf die Anden und die Cordillieren und manchmal auch aufs Meer. Hat allerdings kaum jemanden interessiert. Alle haben gelesen, gegessen, geschlafen. Als dann aber die Wüste kam, ging ein Getrappel durchs Flugzeug. Jeder klemmte sich an einen freien Fensterplatz....
.... und schaute ins große Leere.
Wir sind gegen 19:00 gelandet und beschlossen, die erste Nacht und den nächsten Tag in Calama zu verbringen, der Stadt zu der der Flughafen gehört. 10 Kilometer nördlich von Calama befindet sich die größte Kupfermine der Welt. Am nächsten Tag gleich in der Früh wollten wir diese besichtigen und uns dann nach San Pedro de Atacama aufmachen, einem klitzekleinen Ort mitten in der Wüste.
Was soll ich sagen, nach dieser Sonne-Musik-Südseeromantik war Calama ein Kulturschock. Unsere Windschutzscheibe wurde gleich dreimal blitzblank geputzt auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel, die Dame an der Rezeption warnte ausdrücklich, sich nach 10:00 abends nicht mehr als 100 Meter vom Hotel wegzubewegen und die "Bettelangriff-pro-Minute" Rate war höher als in der U-Bahn in Berlin.
Natürlich waren auch die Nächte auf Rapa Nui manchmal laut. Geister, unheimliche Flugobjekte und Krabbelwesen schabten von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang an unserer Hütte.
Calama hörte sich jedoch eher an wie San Francisco oder New York. Man glaubt garnicht, welcher Lärm in einem solch kleinen Örtchen stecken kann.
Wie auch immer - trotz allem hatte es was ... fand ich. Zumindest was abenteuerliches. Sehr interessant war zum Beispiel das Bavaria, das beste Restaurant vor Ort. Da gab es Hamburger und Pommes und HotDogs und es war sehr frequentiert. Von einfachen Minenarbeitern ebenso wie von Ingenieuren und von ein paar versprengten Touristen wie wir.
Wir betranken uns dann.
Am nächsten Tag sind wir sofort geflüchtet. Die Mine ließen wir links liegen, weil sie erst am späten Nachmittag zu besichtigen war.