Als ich ihn kennenlernte, den Deutschen in den ich mich verliebt habe, hat er mich aufgezogen. Im Ostblock würde ich wohnen - quasi am Balkan. Eine Balkanbraut hätte er sich schon immer gewünscht. So wild, so ursprünglich, so östlich. Frechheit habe ich gesagt. Österreich ist die Mitte Europas, und Wien die Hauptstadt der Kultur. Westliche Kultur. International. Avantgardistisch.
Er kam mich besuchen nach Wien. Ich zeigte ihm alles, die futuristischen Lokale, die Keller, in denen wilde Musik gespielt wurde. Wilder als im wildesten New York, bunter als im rockigsten London. Und natürlich das Voksstimmefest im Wiener Prater, eines der schönsten OpenAir Feste der damaligen Zeit.
Das hätte ich besser nicht getan. Es spielten zwar die angesagtesten Independent-Bands, auf diversen Ständen wurden Spezialitäten aus aller Welt angeboten, Südamerika, Süd-Ost Asien, Russland. Allerdings war es ein kommunistisches Fest, finanziert von der Kommunistischen Partei Österreichs. Und da gab es natürlich auch einen "Neues Deutschland"-Stand. Betrieben von ordentlichen Vertretern der Deutschen Demokratischen Republik. Allzeit bereit gab es neben der zugehörigen Propaganda auch Thüringer Bratwürste und Spreewaldgurken.
Der Spott war ab da auf meiner Seite. Von wegen Österreich kein Ostblockland. Von wegen Lisa keine Ostbraut. 17 Jahre habe ich gebraucht, um dieses Image von mir und meiner Heimat abzuschütteln.
Und dann hat jetzt im Jahre 2003, 14 Jahre nach dem Mauerfall, diese eine Strassenbahnkarte die Überzeugungsarbeit von 17 Jahren zunichte gemacht.
Die Zonenfahrt im Verkehrsverbund Ost-Region.
Ja, ich bin wieder da. Habe die fast unvernetzte Woche Wien genossen, und auch 3 Dinge gelernt.
Nämlich:
Dass man nach langen Jahren im Ausland - auch wenn man sich noch so österreichisch fühlt - bei der eigenen Muttersprache plötzlich in Lachen ausbrechen kann. So ist ein "Mistplatz" kein Platz, wo man unbegrenzt fluchen darf, sondern ein Platz, wo man Müll ablädt. Und ein Eiskasten ist auch kein Kasten, der aus Eis besteht sondern ein Kühlschrank.
Ausserdem:
Die Moderatoren reden im Radio und im Fernsehen österreichisch. Das ist etwas ungewohnt. Da denkt man dann im ersten Augenblick: das geht doch nicht, die müssen doch hochdeutsch sprechen. Ich denke aber in der Schweiz ist das noch heftiger. Oder Zorra?
Und zum Schluss:
Schreib NIE in Superhektik zwischen Tür und Angel mit diverser Verwandschaft im Rücken was auf deine Seite. Schon garnicht etwas kulturelles. Da ist mir nämlich mein peinlichster Fehler seit langem unterlaufen: ich habe Velasces geschrieben statt Velásquez (bzw. Velázquez). Und das hab ich erst zwei Tage später korrigieren können, weil ich ja keine guten Netzmöglichkeiten hatte. Ja, da hat es mir schon die Schamesröte ins Gesicht getrieben und ich war heilfroh, dass mich der Meister des Blogmülls nicht erwischt hat. Abgesehen davon, dass diese Bacon Ausstellung wirklich besser war, als ich sie in diesen kurzen, flüchtigen Worten "rezensieren" konnte.
Wie auch immer!! Jetzt wünsche ich Euch allen da draussen
***** EIN SCHÖNES NEUES JAHR - UND FEIERT SCHÖN *****
Der Tipp für den Tekkie:
The History of GUI
Absolut interessant: Die GUI-Timeline.
Und dann noch der Tipp für den "Mainstream"-Kulturinteressierten:
Die Francis Bacon Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien. Beeindruckend - auch die Aufbereitung. So hat Francis Bacon sich oftmals durch Kunstkatalogsabbildungen von Velásquez, Rembrandt und anderen Künstlern inspirieren lassen. Die Originale UND die Originalkunstkatalogsabbildungen sind ebenso zu sehen, wie Fotos und andere Dinge aus Bacons Hinterlassenschaft.
Aber - die Hauptsache - die Bilder sind wirklich stark!
die letzten Tage.
Muss jetzt noch ein wenig verdauen und vor allem Wien geniessen.
Meld mich aber rechtzeitig wieder - spätestens zu Silvester mit dem unvermeidlichen Jahresrückblick 2003.
... und denkt daran - auch dem Christkind fällt es schwer, stets die Containance zu bewahren...
Heut fahr ich nach Wien! Neugierig bin ich, ob da auch soviele Weihnachtsmänner durch die Gegend klettern wie hier..... Werd zur Sicherheit einen Sack mit Hasen mitnehmen.
Eigentlich kann man ja froh sein, dass die heiligen 3 Könige nicht in irgendeiner Bar versackt sind auf der Suche nach dem Christkind.....
"Wer online ist, kann überall eine tote Ente sehen."
...gestern .... heute spät ....
...Bin noch etwas ..... derangiert ...
Ich war mal auf einer Party. Ich weiß den Anlass nicht mehr, ich weiß nur, dass es wohl in der Vorweihnachtszeit gewesen sein muss. Meine Freundin Maria, mit der ich gemeinsam eine eher chaotische WG bewohnte, hat mich mitgeschleppt. Sie hatte die Information zu dieser Party auch über 5 Ecken bekommen. Es sollte sich um irgendeine Wohnungseinweihung, Verlobung oder gar Promotion handeln. Wir wussten also nicht, was uns erwartete. Die Party fand im 9. Wiener Gemeindebezirk statt, in einer Mansardenwohnung. Wir fuhren mit dem Lift ins oberste Stockwerk und waren erstmals erstarrt: ein großzügig ausgebautes Dachgeschoss über mehrere Ebenen, geschmackvoll eingerichtet, die Möbel aus Italien, die Anlage von B&O. An einer langen Theke standen keine Dopplerflaschen, wie ich es normalerweise gewohnt war, sondern Weine mit richtigen Etiketten, individualisierten Nummernkombinationen abgefüllt in 0,75 Literflaschen. Aus den Boxen hämmerte keine harte Rockmusik sondern sanfte Töne, manchmal mit einem leichten Anhauch von Jazz. Es gab auch keine Chips und kein Popcorn und auch keine selbstangerührten Käsecremes und Nudelsalate, sondern Canapes mit Lachs und Kaviar.
Schlagartig fühlte ich mich fehl am Platz. Die Mädchen hatten alle lange weiche Haare, blond bis brünett - meines war kurz und struppig und gebleicht. Die dominante Modemarke war Armani, die dominante Farbe „natur“ – ich glänzte mit einer abgeschabten Lederjacke vom Flohmarkt und einem bunten T-Shirt irgendeiner Garagenrockband. Maria machte sich wenig daraus. Sie schnappte sich ein Glas Sekt und verschwand in der Menge. Ich schnappte mir einen Wein, ein paar Kaviar Canapes und versuchte, mit Leuten ins Gespräch zu kommen.
Langer Rede kurzer Sinn, es gelang mir nicht.
Selten hatte ich mich so unwohl, so peinlich berührt, so deplaziert gefühlt wie in dieser schön ausgebauten Dachgeschosswohnung zweier Kinder offensichtlich sehr reicher Eltern. Geschlagen geben wollte ich mich allerdings nicht – weniger wegen der Leute als wegen des guten Essens. Ich nahm ich mir also noch einen Teller mit Canapes, eine Flasche Wein, ein Glas und setzte mich in eine Ecke.
Da bemerkte ich plötzlich ein Wesen, welches ebenso deplaziert wirkte wie ich. Ein kleiner Rauhaardackel, etwas alt, etwas schmutzig. Ein Seelenverwandter in dieser sauberen Welt. Einer, der mir Gesellschaft leisten konnte, dem ich Gesellschaft leisten konnte, mit dem ich mein Essen teilen konnte.
Der Hund bemerkte mich ebenso und kam her zu mir.
Er sah mich lange an – aus klugen Augen wie mir schien. Ich beugte mich zu ihm hinunter, in meiner Hand ein leckeres Entenleber-Canape. "Na Kleiner" sagte ich. Der Hund sagte nichts. Er neigte bloß seinen Kopf, drehte sich um, hob sein Bein, und pinkelte mir auf den Schuh.
Danach bin ich heimgegangen.
Dopplerflaschen = 2l Flaschen = Pennerbombe
Vor vielen Jahren durfte ich das erste mal in meinem Leben gemeinsam mit meiner Mutter den Weihnachtsbaum kaufen gehen. Wir sind also auf den Weihnachtsmarkt gegangen und haben uns die diversen Nadelbäume angesehen. Es gab kleine und große, Fichten und Tannen und welche, die man wieder einpflanzen konnte nach Weihnachten, weil sie mit Wurzelwerk und Blumentopf geliefert wurden. Der Christbaumverkäufer tänzelte die ganze Zeit um uns herum und beriet uns. Bezüglich Symetrie, Nadelverlust, Stammwuchs. Wir konnten uns nicht entscheiden. Ein Baum war zu groß, der nächste hatte ein so dichtes Nadelwerk, dass wir nicht wussten, wie man daran eine Glitzerkette und genügend Zuckerwerk befestigen sollte - und einen zum wieder einpflanzen wollten wir nicht. Da bemerkten wir in der Ecke ein absolut witziges Kerlchen stehen - anders konnte man dieses Gewächs nicht nennen. Es war etwas struppig, von Symetrie konnte ganz und garnicht gesprochen werden und der Stamm hatte einen äusserst interessanten Schwung. Faszinierend war, dass es von jeder Seite anders aussah - wie eine moderne Skulptur.
Es war Liebe auf den ersten Blick - das war unser Christbaum.
Als wir ihn dann zu Weihnachten aufstellten in unserem festlich geschmückten Wohnzimmer, war mein kleiner Bruder ziemlich sauer. Nicht mal die Argumente, dass das ein Rebellenbaum sei, ein Punk unter den ganzen braven Kleinfamilienvorgartenperfektionschristbäumen, konnte ihn beruhigen. "Punk ist Punk und Weihnachten ist Weihnachten" - sagte er bloß.
Und dann hat unser Rebell auch noch nach drei Tagen sämtliche Nadeln verloren.
Trotzdem ist's bis heut mein Lieblingschristbaum
"Männer umschwirr´n mich wie Motten um das Licht,
und wenn sie verbrennen, ja, dafür kann ich nicht"
Es gibt ein Kinderbuch. Leider weiß ich nicht mehr wie es heißt. Allerdings erinnere ich mich sehr gerne an die Geschichte, die da erzählt wurde.
Es war einmal eine wunderschöne Sommerwiese. Bienen flogen eifrig von Blume zu Blume und sammelten Honig, die Gräser bewegten sich leicht im Sommerwind, mitten durch die Wiese plätscherte ein kleines Bächlein. Auf dieser Wiese lebte auch eine Mäusefamilie – Vater und Mutter mit ihren vier Kindern. Trotz des schönen Sommers war die Familie stets sehr fleißig - musste doch bereits im Sommer für den strengen Winter vorgesorgt werden. So sammelte der Mäusevater Nüsse im benachbarten Wald. Die beiden älteren Mäusesöhne sammelten Blätter und Gras, damit im Winter der Mäusebau warm gehalten werden konnte, die Mäusetochter jagte Grillen und kleine Insekten, und die Mäusemutter war für die Konservierung der Nahrungsmittel zuständig. Der einzige, der gar nichts tat, war der kleine Mick. Der saß bloß in der Sonne, sah den Bienen zu, genoss das Zwitschern der Vögel und freute sich des Lebens. Das machte die anderen zornig.
„Was machst du denn, was sammelst Du für den Winter, jeder muss doch etwas beitragen!“
„Ich sammle Farben“ – antwortete er auf solche Fragen bloss.
„Du wirst schon sehen. Im Winter, wenn es kalt ist und nichts zu essen da ist, da wirst du hungrig sein. Und wir werden dir nichts abgeben wenn du nicht hilfst und deinen Teil beiträgst“. „Aber - ich sammle doch die Farben!“ – war seine Antwort
Der Winter kam tatsächlich. Die grünen Bäume am Wiesenrand, deren Blätter sich immer so sanft im Wind bewegten, standen da wie dunkle Gerippe. Die Wiese war dick mit Schnee bedeckt und der Bach bahnte sich mühsam seinen Weg durchs Eis. Die Bienen waren weg und auch die Vögel. Die Sonne ließ sich nur mehr selten blicken – meist war es war kalt und dunkel und still.
Doch die Mäusefamilie hatte ja vorgesorgt. Sie hatte es warm, sie hatte genug zu essen und auch zu trinken. Je länger der Winter jedoch dauerte, desto mehr schlug die Stille und die Dunkelheit den Mäusen aufs Gemüt. Der Mäusevater wurde von Tag zu Tag mürrischer, die Mäusemutter stichelte wegen jeder Kleinigkeit, die beiden älteren Mäusesöhne stritten von Tag zu Tag aggressiver und die Mäusetochter wurde von plötzlichen Weinanfällen geplagt.
Da fing der kleine Mick auf einmal an vom Sommer zu erzählen. Von der warmen Sonne, von den Vögeln, vom Sommerwind und von den lustigen Erlebnissen, die sie gemeinsam hatten. Und nach und nach entstand an den grauen, erdigen Wänden des Mäusebaues die bunte Sommerwiese mit ihren duftenden Blumen, den eifrigen Bienen und dem fröhlich plätschernden Bach.
Nun verstanden Sie ihren kleinen Mick und warum es so wichtig war, die Farben zu sammeln.
Tja, vielleicht erzählen sich die Außerirdischen ja auch Weihnachtsgeschichten, wenn ihnen die langen Reisen durchs dunkle All aufs Gemüt schlagen.
Experimente haben mein Bruder und ich gerne gemacht, früher, als wir noch Kinder waren.
Häufig experimentierten wir mit Chinaböllern.
Experiment 1: was passiert, wenn man einen Böller in eine Schneewehe steckt und anzündet?
Ergebnis: Es ensteht ein kleiner Krater.
Experiment 2: was passiert, wenn man das Pulver aus mehreren Böllern nimmt, in einen einzigen hineintut, diesen in dann in eine Schneewehe steckt und anzündet?
Ergebnis: Es entsteht ein großer Krater, und es kracht ziemlich laut.
Experiment 3: Was passiert, wenn man bei der Einweihung des Diözesanhauses in Linz in Gegenwart von Bischöfen aus ganz Österreich, diverser Kardinäle, des Bügermeisters und eines Ministers aus Wien einen Chinaböller anzündet und aus dem Fenster wirft?
Ergebnis: Polizeieinsatz. Befragungen sämtlicher Nachbarn. Eine völlig verstörte Großmutter, die versucht, die Polizei aus der Wohnung rauszuhalten, während wir beide völlig unschuldig taten und hofften, dass keiner unseren roten Kopf bemerkt.
Dass die erste Filmsequenz nach Saddams Gefangennahme seinen offenen Mund zeigt, in den ein glatzköpfiger Arzt reinleuchtet und darin rumstochert, ist schon etwas merkwürdig.
Du und ein anderer, mit dem du ansonsten nichts zu tun hast und auch in Zukunft nie mehr was zu tun haben wirst – also du und dieser andere brechen wo ein. Ihr werdet geschnappt. Auf den offensichtlichen Tatbestand des Einbruches steht ein Jahr Gefängnis. Allerdings habt ihr auch noch Feuer gelegt, sämtliche Möbel sind kaputt, ein riesen Schaden - das kann euch aber keiner nachweisen. Also werdet ihr beide verhört. In unterschiedlichen Räumen. Jeder von Euch bekommt ein Angebot. Du weißt, dass der andere das gleiche Angebot bekommt wie du, und du weißt außerdem, dass der andere weiß, dass du das weißt.
Das Angebot: Wenn Du gestehst, und der andere nicht gesteht, dann kommst Du frei und der andere kommt für 10 Jahre ins Gefängnis. Gesteht ihr beide, bekommt ihr beide eine Haftstrafe von je 7 Jahren. Gesteht keiner, dann bekommen beide je 1 Jahr.
Was macht man da? Na klar, schweigen, lügen, 1 Jahr ins Gefängnis gehen, beide, was sonst!!
Aber nein, die Spieltheorie lehrt uns etwas anderes!
Es geht nämlich um die dominante Strategie.
Versetz dich in die Lage des anderen, gehe sämtliche seiner möglichen Entscheidungen durch und entscheide dann, was für dich selbst das beste ist – in Abhängigkeit seiner Entscheidung. Wenn der andere lügt, ist es für dich besser du gestehst. Weil dann gehst Du als freier Mann, als freie Frau nach Haus. Wenn der andere gesteht, ist es auch besser du gestehst, weil dann hast du 7 Jahre statt 10.
Was folgt daraus? Für beide Gefangene ist die dominante Strategie „Gestehen“ – daher kommen auf jeden Fall 7 Jahre Gefängnis auf dich zu. Ein echtes Dilemma! Deshalb heißt es auch „Das Gefangenendilemma“.
Das Ganze wird übrigens das Nash-Gleichgewicht genannt. Über John Nash gibt es einen wunderschönen Film. A Beautiful Mind. In einer Szene sitzt Nash mit seinen Studienkollegen in einer Bar. Eine hübsche blonde Frau kommt herein – eine mathematische Muse – und die inspiriert Nash dahingehend, dass es eine weitere Dimension in der Welt gibt! Die Wiederholung, die Zeit. Du triffst dich nicht nur einmal im Leben, du triffst dich öfters. Es kann sich jemand rächen. Das Kollektiv kann so stark sein, dass es dich bestrafen kann. Und diese Sachverhalte können in die eigene Entscheidung mit einfließen - mathematisch fundiert.
Deshalb können im „Wiederholten Gefangenendilemma“ beide lügen, ohne gegen spieltheoretische Grundsätze zu verstoßen, und beide brauchen nur ein Jahr ins Gefängnis zu gehen, und der Weihnachtsmann prügelt auch nicht auf den Osterhasen ein und der muss sich dann auch nicht rächen....
...von Chräcker: Schubladendinge
Sobald ich wieder zuhause bin, werd ich meine Schubladen durchwühlen. Im Moment bin ich allerdings mal wieder in München. Das Hotel ist - naja - aber dafür steht ein großer Weihnachtsbaum davor.
.. zum Geburtstag lieber Treo! Eigentlich wollte ich dir ja das heutige Kastl widmen, aber das riecht nicht so gut.
Daher sag ich jetzt einfach mal Prost!
Ich habe jemanden wiedergefunden! Per Zufall, beim Weblogsurfen.
Wir kennen uns zwar nicht, eines verbindet uns allerdings. Wir haben beide ein Stempelmotiv für Chraecker abgeliefert.
Liebe Marion! Ich widme dir das heutige Kästchen und hoffe, dass du schöne Geschenke bekommst zu Weihnachten, keine Socken!
Vor ca. 15 Jahren hatte ich meinen ersten Kulturschock. Nach langjährigen Aufenthalten in Linz und Wien konnte meine nächste Station eigentlich nur Berlin, London oder New York heißen. Wie das Schicksal aber so spielt, verschlug es mich in ein kleines mittelfränkisches Örtchen namens Hüttendorf. Am Vorabend noch die Töne des Presslufthammers in den Ohren – es wurde gerade die U3 gebaut – befand ich mich am nächsten Tag in einem 300 Seelendorf, das jetzt meine Heimat sein sollte. Das einzige Geräusch, welches zur Abendzeit mein Ohr erreichte, war das Muhen der Kühe im Stall zu meiner rechten. Ab und an konnte ich ein leises Gackern aus dem Hühnerstall zu meiner linken vernehmen – der Rest war Grillenzirpen. Das Fehlen sämtlichen Lärmes wurde allerdings ausgeglichen durch eine völlig neue Geruchswelt. Was heisst Geruch! Wenn man in diesem Dorf aus dem Auto stieg, wurde man von einer Geruchswand bestehend aus 90% Gülle, 5% Kuhfladen, etwas Stallgeruch sowie ein klein wenig Hollunder von Nachbars Baum in Innere des Autos zurückgeworfen. Mein größter körperliche Wunsch zu dieser Zeit war, meine Haut zum atmen zu bringen.
Eines Tages ging ich in den örtlichen Laden. Das erste was mir auffiel, war eine neue Duftkombination. Eine Mischung aus verfaultem Käse, Pisse und gestockter Gülle, begleitet von einem leicht säuerlichen Beigeschmack. Ich erstarrte.
Mein erster Gedanke: „Bin das ich?“
Mein zweiter Gedanke: „Könnte jemand annehmen, dass ich das bin?“
Mein dritter Gedanke: „Hab ich das, was so stinkt, eventuell bereits hier gekauft und gegessen?“
Vorsichtig sah ich mich um. Die Besitzerin des Ladens unterhielt sich an der Kasse mit einer Frau, die ich bisher nur von der Ferne gesehen hatte. Eine Nachbarin, wesentlich älter aussehend als sie offensichtlich war, etwas schmutzig, etwas heruntergekommen. Sie leerte gerade das zweite Fläschchen des billigen Cognacs, der in solchen Läden meist an der Kasse steht. Als ich mich den beiden näherte, wurde der Geruch immer stärker. Es bestand kein Zweifel: es war die alte Dame, die so stank – bestialisch. Ich wusste vorher nicht, dass ein Mensch so riechen kann. Außer als Leiche.
Die Ladenbesitzerin Frau H. war dennoch sehr nett zu der alten Dame, steckte ihr noch ein paar Nahrungsmittel zu, ein weiteres Fläschchen und verabschiedete sich freundlich von ihr.
An mich gewandt meinte sie danach, Schultern zuckend: „jo mei, die Baaabett“.
Das hat mir an dem Dorf gefallen. Dass auch die gefallenen Seelen aufgefangen werden, als Teil des Ganzen so angenommen werden, so wie sie nun mal sind.
Das einzige was ich hoffte war, dass die alte Dame nie - aber auch wirklich nie - zu Weihnachten ihre Schuhe rausstellen würde.
"Fastfood - Das verlockende Grausen! Kennt jeder, macht jeder - nur zugeben tut es keiner! Ist so ähnlich wie Britney-Spears-heimlich-gutfinden: Das eine Weblog immer anklicken und hoffen, dass es niemand merkt. Weil es so peinlich ist! (Quelle)
So ging es mir die letzten Tage mit dem Rummel um den Blogaward. Natürlich stehe ich selbst voll und ganz über diesen Dingen. Die Dramen, die sich da abspielten, habe ich ausschliesslich unter gruppendynamischen Aspekten analysiert - zu Zwecken der Wissenschaft.
Aber nun ist es ist vollbracht: die Nominierten stehen fest.
Und damit ist auch die lustigste der ganzen Wahlschlachten vorbei: die Schlacht zwischen Dahlmann und Gröner. Leider ist nur die Gröner in die nächste Runde gekommen. Das ist schade - habe ich doch meine Stimme stets dem Dahlmann gegeben!
Aah - da merkt man wieder, wie intensiv ich mich mit diesen Themen beschäftige ;-)... Wie fürchterlich peinlich.
Die Wahlschlacht geht weiter! Und ich widme ich dem Dahlmann das heutige Adventskalenderkastl.
Stellt euch dabei vor, der Weihnachtsmann sagt: "Nix Gröner, Dahlmann!"
Ich kenne eine schöne Geschichte. Es muss sich wohl um eine alte indianische Fabel handeln. Ich habe sie allerdings aus Raumschiff Voyager. Chakotay erzählte Sie, als Seven of Nine an Bord kam und Captain Janeway dieser zu Ihrer menschlichen Natur zurückhelfen wollte.
Ein Skorpion will einen Fluss überqueren, kann aber nicht schwimmen. Da kommt ein Fuchs vorbei. Der Skorpion fragt den Fuchs, ob er ihn nicht ans andere Ufer bringen könne. Der Fuchs verneint. "Schau lieber Skorpion. Ich traue Dir nicht. Sobald ich dich auf meinen Rücken lasse, würdest du mich stechen. Dann sterbe ich." Der Skorpion meint: "Aber da wäre ich ja dumm. Sobald du stirbst gehst Du unter, und ich mit Dir. Dann würden wir beide sterben. Du an meinem Gift, ich würde ertrinken. Daher sei dir gewiss, ich steche dich nicht!"
So läßt sich der Fuchs überreden, der Skorpion klettert auf seinen Rücken und die beiden schwimmen los. In der Mitte des Flusses sticht der Skorpion den Fuchs. Der Fuchs schreit auf: "Skorpion, was hast du getan!? Wieso hast du mich gestochen? Jetzt sterben wir beide!" Der Skorpion sagt: "Ja, aber so ist nun einmal meine Natur".
Raumschiff Voyager lehrt uns natürlich eines besseren. Seven of Nine - der assimilierte Borg - findet zurück zu Ihren menschlichen Wurzeln, und am Schluss heiratet Chakotay Sie sogar.
Die Moral der Geschichte: Auch die Bösen können zu Guten werden. Eventuell sogar zu Amerikanern.
Was allerdings nie gehen wird - weils nicht nur gegen die Natur geht sondern auch gegen die Physik: Schneemänner können keinen Glühwein trinken!
... hat was für sich... Zwar quellen beim heimkommen sämtliche eMail-Postfächer über - und auch der Trubel um den Blogaward ging völlig an mir vorbei. Big Brother House conquered Blogsphere. Köstlich amüsiert! Irgendjemand hat mich sogar MICH nominiert. Danke! Höchstwahrscheinlich als den Super - Über - ultra - geheimen - Geheimtipp - so geheim, dass man Funkenberge, Netzwerkspalten und Computerknoten durchqueren muss um nach Bezwingen des DNS-Drachen dieses Blog zu finden...
Zurück zur Tagesordnung: Sobald ich dazu komme erzähl ich was über das Festival in Sitges, diverse Filme sowie Takashi Miike. Eventuell sogar in Bewährter Reisetagebuchform.
Bis dahin müßt ihr euch mit Bildchen aus dem Adventskalender begnügen: