08.03.06

Berufswehen

Einen langen intellektuellen Eintrag wollte ich jetzt machen. Inspiriert haben mich Liisa und die verkrachten Existenten und Kathleen mit einem Beitrag über die Relativität des Erfolges, den ich jetzt leider nicht mehr finde (Hey K., wir machen die Alters WG).

Ich wollte schreiben über Sinn und Unsinn der Sinnsuche. Über Berufe, Traumberufe und darüber, dass wir den Sinn vielleicht ohnehin nie finden. Oder vielleicht doch? Und wenn ja - wielange! Bis zur nächsten Oscarverleihung? Bis zur Jubiläumsuhrübergabe? Bis zur Fabrikschließung?

Wie auch immer.

Fakt ist, dass der Geburtstag hat und im Moment ein paar Leute im Nachbarzimmer sitzen und bewirtet und unterhalten werden wollen.

Was ich sagen will?

Eigentlich wollte ich immer schon gerne Mistkübelmann werden.

mistkuebelmann.gif

Posted by L9 at 16:29 | Comments (19)

12.02.06

Der heimwehkranke Außerirdische

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Elben, Werwölfe, Außerirdische - sie sind unter uns. Und ich bin nicht die einzige Zeugin, auch Frau Croco hat sie schon beobachtet. Und sogar den Verein der female Alienhunter gegründet, Women in Green (W.I.G). Nachdem sie neulich den ersten Bloggeburtstag hatte, schenke ich ihr ein Signet. Das Signet der Alienhunterinnen. Vielleicht nimmt sie mich ja dann auch auf in diesen Verein?

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Hat sonst noch jemand Aliens beobachtet?

Posted by L9 at 17:04 | Comments (9)

26.06.05

Der 40jährige Punk

Als ich 16 war, da waren für mich die Punks die Helden der Welt. Das erste Mal sah ich sie in London. Wie sie da mit ihren bunten Haaren, den cool aufgemachten Lederjacken, unantastbar vom Rest der Welt durch die Straßen schwebten, war ich einfach nur noch hingerissen. Ja, das war meine Welt, genauso wollte ich auch sein. Und die Musik - kein verkopfter Nerv-Jazz, keine Gitarrenwixerei, das war Leben - Ehrlichkeit - Pur. Auch in Linz gab es damals Punks, ich glaube es waren vier oder fünf. Es dauerte Wochen, bis ich es endlich wagte, mich dazuzusetzen und weitere 5 Tage, bis sie mit mir redeten. Sie waren, mittlerweile bin ich der Meinung, ebenso schüchtern wie ich.

Eines Tages, als wir so völlig cool in der Stadtwerkstatt saßen, vor uns hin schwiegen und sehr gefährlich aussahen, da passierte das Peinlichste, was passieren konnte. Meine Eltern kamen. Irgendeine Petze hatte ihnen verraten, wo ich mich aufhielt. Ich meine, für einen 16 jährigen Jungpunk ist es ohnehin undenkbar, überhaupt Eltern zu haben. Der wahre Punk ist im Teenageralter in der Mitte eines verlassenen Fabrikgeländes einem Haufen verrosteter Industrieabfälle entsprungen und hatte weder Vergangenheit noch Zukunft.

Aber Eltern mit PELZMANTEL - das war der Gipfel der Peinlichkeit.

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Was solls. Mittlerweile sind viele, viele, viele Jahre vergangen. Und weil ich die Ehefrau einer Erlanger Punklegende bin, darf ich mich immer noch zu den Punks setzen. Zumindest wenn der Kübel dabei ist, der letzte echte Punk meiner Generation. Neulich hat er mir seine neue Freundin vorgestellt, die war aber ein wenig derangiert.

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Das was ich in der Denkblase habe ist übrigens eine äußerst gefinkelte Überleitung zu einer Blogempfehlung. Nämlich Abgrund Hamburg. Da gibt es auch einen Herrn J. aus der Personalabteilung.


Und eigentlich sollte es ein Comic geben namens „Der 40-jährige Punk“, frei nach Ted Richards, "Der 40-jährige Hippie". (Ruth, was meinst du?).

Posted by L9 at 20:28 | Comments (19)

14.03.05

Worst Trauma

Das Weekend of Fear hat mal wieder seine Pforten geschlossen, dennoch geht das Grauen weiter. Nicht nur im privaten Alltag, nein, auch in der Blogsphere.

Natürlich hab ich mitgemacht, wen wunderts.

Also Leute, unterstützt mich da mal und wählt mein eitriges Auge.

Posted by L9 at 12:02

03.02.05

Gefaked

Waahnsinn - ich bin immer noch am Lachen!
Nicht nur, dass Herr Dee dieselbe Eigenschaft hat wie ich "erst machen, dann genau durchlesen"
(Zitat: oh, ich sollte wohl die teilnahmebedingungen besser/genauer lesen, bevor ich wo mitmache. mein fake ist jedenfalls hier... themenverfehlung, I know..., er hat gleich sein eigenes Blog auf meines gefaked! Super!

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Auf jeden Fall wird er jetzt schon in den illustren Kreis der Supertümmler aufgenommen. Jawohl!

Posted by L9 at 16:30 | Comments (3)

31.08.04

Kontemplative Poeten

Am Wochenende war da auch noch das Poetenfest. Eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung, in deren Rahmen echte Poeten auf gebildete Erlanger Bürger treffen.
Obwohl mich die Werke der Poeten jetzt nicht direkt gefesselt haben, war die Athmosphäre doch wunderbar kontemplativ. Du schlenderst durch den Schlossgarten, genießt die Sonnenstrahlen, die durch die Bäume blitzten, an jeder Wegbiegung eine kleine Bühne, wo vorgelesen wird, Kinderbücher, Gottschalkbiographien, Geschichten von der Flucht. All das untermalt von vibrierend schillernden Tönen.

Sogar die einschlägig bekannten städtischen Trinker wurden von dieser Stimmung angesteckt. Der Mann, der sich häufig selbst schlägt, den man sonst schon von weitem hört, wenn er seine obszönen Worte über den Marktplatz brüllt, von dem das Gerücht umgeht, er sei hochintelligent, Professor oder zumindest Computergenie, selbst dieser Mann philosophierte mit einer Gruppe von Anhängern über unendliche Zahlen.

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Posted by L9 at 08:34

05.08.04

Arbeitsscheu und Dauerblau

Jezt ist die Woche schon wieder fast zu Ende, und ich habe immer noch nicht vom Wochenende berichtet.

Es war aber auch ein wenig peinlich.

Angefangen hat es damit, dass dieser Mensch
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mich(!) frägt
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ob ich die Mutter dieses Menschen bin!
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Ich meine, sehe ich so aus, als ob ich meinen Sohn im Pyjama auf die Bühne lasse?
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Peinlich ist es auch, giftgrün gekleidet auf einer
Wiese mit rosa Menschen zu stehen, falsch gestylt zu sein und natürlich auf die falsche Musik zu stehen.

Ich war nämlich nicht da wegen dieser Erlanger Heroen mit den 3 Buchstaben, die es geschafft haben von der Tanzkapelle zur gefeierten Rockband, die Stammgast bei Viva sind, Goldene Schallplatten ihr eigen nennen und deren Fans den Namen ihrer Helden sogar auf der Unterhose tragen.

Auch wenn ich den Jungs den Erfolg von ganzem Herzen gönne, ich war wegen DIESER BAND da.

Und da bin ich nicht die Mutter, sondern das Sängergroupie. Seit mittlerweile 283 Jahren. Also Respekt, gell!

Gottseidank war ich nicht der einzige versprengte Fan. Es gab auch unbekannte Mitstreiter - mit...
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...und ohne Suicides T-Shirt.
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Die Band war wie immer genial!
"Arbeitsscheu und Dauerblau", "Bier und Zigaretten", "Lass dich nicht unterkriegen", "Du bist so schön in Formalin", etc.etc. - ich hab sie alle mitgesungen die Songs.

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Und meine superernste Präsentation am Dienstag danach, für die ich soviel gearbeitet habe, Wochenendenlang, die ist auch gut gelaufen! Trotz Pogotanz am Wochenende. (A Strike 4 Pri&Sac)

Posted by L9 at 14:21

21.06.04

Filme vorführen

Filme vorführen ist immer sehr spannend.

Spannend vor allem die Inbetriebsetzung der Technik. Die verschiedenen Abspielmedien zusammenzubringen, die man so braucht, wenn man Filme aus unterschiedlichen Ländern zeigen will. NTSC, DVD in verschiedenster Ausprägung, VHS und sogar 35 mm. Und all diese Geräte müssen mit dem Verstärker verbunden werden, weil hören will man auch noch was.

Prinzipiell geht beim Filmvorführen alles schief, was nur schiefgehen kann.

Zuallererst steht am EIKI Beamer das Menü auf dem Kopf. Umdrehen des Beamers hilft zwar, ist aber nicht elegant. Abgesehen davon befinden sich die Bedienknöpfe auf der Oberseite des Beamers, weshalb man die Wahl hat: das Menü zwar lesen aber nicht bedienen zu können - oder aber Zugriff auf die Knöpfe zu haben, doch ohne Orientierung, weil man diese eben nicht hat, wenn alles auf dem Kopf steht.

Ist das Problem endlich gelöst, findet der Beamer den DVD Player nicht. Will er nicht, kann er nicht, "NO Signal". Ja, die Kabel stecken richtig. Ja, der Player ist an, der Beamer ist an, alles scheint richtig. Man drückt, probiert, flucht, dreht rum, probiert nochmals einen der nichtssagenden Menüpunkte aus - es geht.

Allerdings ohne Ton! Alles ist auf voller Lautstärke, der Projektor, der Verstärker, die Boxen im Kino. Nur hören tut man nichts - oder wenig. So wie zuhause auf der Couch - aber nicht wie es einem Kino würdig ist. Wir brauchen einen Vorverstärker. Aber wo bekommen wir den jetzt her? Ok - einer kennt einen, der einen kennt, der einen kurzfristig hergeben kann, wir kennen das ja.

Auch das geschafft!

Und dann wollen wir endlich, endlich einen unserer tollen Filme ausprobieren.
Doch wo, verdammt, sind da jetzt die englischen Untertitel zu finden?

Ich war schon kurz davor, ein Foto der Leinwand an Daniel zu mailen mit der Bitte um Hilfe. Unsere Techniker haben es aber dann dennoch geschafft. Der Trick: gute Fernbedienungen haben eine Taste, auf der "Untertitel" steht. In deutsch.

Deshalb waren dann auch unsere Stargäste zufrieden.
Hier Bill Plympton, der seinen neuen Film "Hair High" vorstellte,

und danach noch Autogramme gab und Zeichnungen malte.

Posted by L9 at 07:30 | Comments (4)

06.06.04

Journographie

Eine schöne Analog-Alternative zum digitalen Tagebuch!

Posted by L9 at 13:57

07.03.04

3rd World

Tja, die letzten Tage war ich mal wieder in meiner dritten Welt abgetaucht.

Schön wars, und deshalb bekommen die Besucher meiner vierten Welt einen Link da drauf!

An die zweite Welt:
Man beachte: auch wenn ich mich immer kritisch über das ganze neue Technologiezeugs äußere: hey - ich verwende es und teste es aus! Auch für simples Contentmanagement!

Posted by Lisa Neun at 20:10

22.01.04

Klassentreffen

Morgen gibts ein Klassen(kampf)treffen der anderen Art.

Ich hoffe, dass der Saal nicht bestuhlt wird! Dass keine Bedienungen rumlaufen, die den alternden und mittlerweile bürgerlich und erfolgreich und satt gewordenen Vertretern der Szene Sushi-Häppchen und Champagner reichen.

Nein - das ist sicher nicht der Fall! Es wird bestimmt eine lustige, laute und süffige Party!

Posted by L9 at 13:41

09.01.04

Jänner im Felix Austria

Zur Zeit amüsiere ich mich immer ein klein wenig, wenn ich Twoday-Blogs lese. Über das Datum. Da steht nämlich Jänner und nicht Januar. So wie es sich gehört, finde ich!

Vor langer Zeit hat eine Gruppe älterer Männer gemeint, das gehört sich nicht.
Das war zu der Zeit, als ich noch grafische Leitstände für Großkraftwerke programmierte. Deutsche Großkraftwerke. Mein erstes Werk war ein Leitstand mit integriertem Betriebskalender. Ich präsentierte ihn - im Jänner. Keiner der älteren Männer interessierte sich für mein Werk. Auch nicht für meine schöne Präsentation, mein technisches Know-how, noch nicht mal für meine Beine. Sie sahen sich bloss an und lachten. Nachdem ich endlich fertig war meinten sie kurz: "Danke, sehr schön, aber wir sind hier in Deutschland. Das heisst bei uns Januar."

Natürlich korrigierte ich den Fehler.... und nahm noch ein paar andere Änderungen vor. Sämtliche Prozessbilder bekamen eine Rot-Weiss-Rote Farbgebung. Füllstände schlugen von Weiss in Rot um, ein rot-weiss-rotes Meldearchiv visualisierte rot hinterlegte Störmeldungen sowie weiss hinterlegte Betriebsmeldungen - selbst auf dem Kühlturm versteckte ich eine kleine rot-weiss-rote Flagge. Und wenn das Kraftwerk nicht eingestellt wurde oder die Technik innoviert, dann flackerts heute noch Rot-Weiss-Rot am deutschen Leitstand.

Tja, so lebt der nach Deutschland emigrierte Österreicher seinen unterdrückten Nationalstolz aus. Aber mittlerweile sind wir ja bei der EU und kriegen vielleicht sogar einen eigenen Komissär. Obwohl, wenn man es recht bedenkt, schon Kottan pflegte zu sagen: Komissar gibts kan. Aber das ist eine andere Geschichte.

Posted by L9 at 14:06 | Comments (3)

29.11.03

Reisefieber...

.. ist mal wieder ausgebrochen.

Zuerstmals gab's die leidige Diskussion, welches Reisegepäck denn cool ist:

Wir schafften wie immer den Kompromiss, und jetzt gehts auf nach Sitges, wo das "Festival internacional de cinema de Catalunya" stattfindet.

Natürlich freu ich mich auf nette Filme, abgehalfterte B-Picture Darsteller und eventuell ab und an einen echten Star... dieses Jahr soll Johnny Depp kommen...


Auf diesem Bild kann man übrigens Peter Fonda sehen, unmittelbar nachdem er sich einen Sektkübel mit Wasser über den Kopf gestülpt hat. Der junge Mann daneben ist Jörg Buttgereit, der deutsche Nummer 1 Horrorfilm-Regisseur!

Posted by L9 at 17:08

23.11.03

Jetzt kennt mi kana mehr

Wir nannten ihn den „verrückten Christian“. Er gehörte zu den Personen, die immer wieder in unserer WG in der Glockengasse in Wien auftauchten, einige Zeit bei uns verbrachten, und dann wieder verschwanden. Wer ihn als erstes eingeladen oder mitgenommen hatte, wussten wir nicht. Es war auch nicht interessant. Wir wussten auch nicht, welche Krankheit er genau hatte. Er war einfach etwas verdreht, nicht sonderlich intelligent, und musste oft nach Steinhof, ins psychiatrische Krankenhaus der Stadt Wien. Manchmal rief seine Mutter bei uns an. Sie war froh, dass er eine Art Familie hatte, wo er ab und zu sein konnte. Wir waren allerdings alles andere als eine Familie – schon gar nicht für einen Jungen, der Probleme hatte. Wir waren ein Haufen chaotischer junger Leute, die sich wilde Klamotten anzogen, die Haare bunt färbten, und die Freiheit der ersten Jahre außerhalb des Elternhauses genossen. Wir probierten all das aus, wovor uns die Erwachsenenwelt immer gewarnt hatte. Wir waren verantwortungslos und hassten alles, was den Anschein von Regelmäßigkeit und Spießertum hatte.

Christian hasste Steinhof und mochte Leute wie uns.

Seine Besuche waren immer von einer gewissen Hektik begleitet. Es läutete, Christian stürzte bei uns herein: „I bin abgehaut vom Steinhof, die Polizei ist hinter mir her“ – waren meist die ersten Worte. Wir meinten, er soll sich doch erstmals hinsetzen. Ob er ein Bier will oder einen Wein oder sonst irgendwas. Meist wollte er irgendwelche Drogen. „Was sind das für Pillen, kann ich da eine haben?“ „Tut mir leid, das sind Antibabypillen“. „Törnen die?“
„Nein, die törnen nicht, die sind dafür da, um ….. egal“. Ich hab sie ihm dann weggenommen und versteckt.
Christian gehörte zu den Menschen, die sich nur sehr kurz auf eine Sache konzentrieren konnten. Meist trank er ein halbes Bier, und fing dann zu fragen, was wir jetzt gemeinsam machen konnten. „Gehen wir doch in die U4er“. (so nannte er unsere damalige In-Disco U4 immer). „Ist doch noch viel zu früh“. „Na dann in die Blue Box, oder in die Arena“. „Christian, es ist 5 Uhr nachmittags, da hat noch nichts offen“. Wir mochten Christian. Er war amüsant, manchmal stressig, nie nervig, sehr lieb. „I mog di“ hat er immer gesagt, wenn er sich an mich schmiegte. Aber wenn er weg war, war er weg. Da dachten wir dann auch nicht mehr viel nach über ihn....

Eines Tages kam er wieder vorbei. Hektisches Läuten – „Ich bin abg’haut von Steinhof, die Polizei is hinter mir her“. „Jetzt setz dich halt mal, magst ein Bier?“. „Nein, echt, die sind hinter mir her! Hast du Haarfärbika“. „Haarfärbika“, klar, ich hatte noch ein paar Crazy Colors, Lila. Ich bugsierte ihn ins Badezimmer, setzte ihn auf einen Stuhl und verteilte die Farbe in seinem Haar. 30 Minuten einwirken lassen - stand drauf. In englisch. Nach fünf Minuten: „Hast du einen Augenstift?“. „Augenstift?“. „Ja halt für die Augen, so was schwarzes, was sich die Fraun immer drauf tun“. „Kajal?! Klar“. Ich gab ihm meinen Kajalstift, er begann sich die Augen zu schminken. Immer mehr, immer dicker, bis er sich eine Panzerknackermaske geschminkt hatte. Zufrieden setzte er sich wieder hin: „Jetzt kennt mi kana mehr“.

Manchmal gibt’s Zufälle im Leben. Der Zufall an diesem Tag war, dass ums Eck in der Taborstrasse der Billa überfallen wurde. Großer Polizeieinsatz, sogar durch die normalerweise völlig stille Glockengasse fuhren ein oder zwei Blaulichtwägen, mit lautem Getöse. Christian wurde völlig bleich, sprang auf. Wir versuchten ihn zu beruhigen „das ist doch nicht wegen dir. Da kommen doch nicht gleich so viele Einsatzwägen“. Er glaubte uns nicht. „I muass weg. Hast du andere Hosen, oder einen Pullover“. Ich versuchte ihm zu helfen, allerdings passten ihm meine Sachen nicht. In Panik zog er seine Hose und Schuhe aus und rannte, so wie er war, mit Färbemittel in den Haaren und der Panzerknackermaske im Gesicht in langen Unterhosen ohne Schuhe auf die Strasse.

Danach sah ich ihn nie wieder. Das schlimme: es fiel mir lange Zeit garnicht auf, dass er nicht mehr kam. Ein paar Monate später traf ich eine Freundin. Die war Streetworkerin und betreute auch Christian, wenn er unterwegs war. Sie erzählte mir, dass Christian gestorben ist. Ganz unspektakulär, still. Kurz nach der „Flucht“ aus der Glockengasse musste er sich einer relativ harmlosen Operation unterziehen. Natürlich konnte er auch während seiner Rekonvaleszenz nicht still bleiben. Er ist einfach aus dem Krankenhaus weggegangen, sobald er wieder bei Bewusstsein war. Eine seiner Gewohnheiten war, dass er nie U-Bahn oder Strassenbahn fuhr. Er ging stundenlang und kilometerweit quer durch Wien. Offensichtlich ist er nach der Operation auf seiner Wanderung quer durch Wien in einem Hauseingang an Erschöpfung gestorben…..

Nachtrag:
Letztes Jahr traf ich Peter. Der hat auch in der Glockengasse gewohnt. Wir kamen auf Christian zu sprechen und er erzählte mir: „Das letzte Mal wo ich ihn gesehen habe kam er reingeschossen in die Wohnung mit völlig verschmiertem Gesicht, irgendeinem Zeug in den Haaren, in langen Unterhosen ohne Schuhe. Er rannte, Lisi, sofort in dein Zimmer, angelte sich eine Jean die da rumlag und Schuhe und verschwand wieder – keine Ahnung was das sollte“.


Christian, diese Gedanken sind für Dich. Ich weiss nicht, ob ich nicht vielleicht mehr für dich tun hätte können, wenn ich damals so "erwachsen und verantwortungsvoll" gewesen wäre, wie heute. Vielleicht wärst du dann aber auch gar nicht zu uns gekommen, weil’s dann eben nicht soviel Spass gemacht hätte.


(Inspirated by Supatyp seiner GelbenOverallStory)

Posted by L9 at 16:14 | Comments (3)

10.11.03

Softwareentwickler oder Massenmörder?

Try it out here

Übrigens ist das mein 100. Weblogeintrag!

Posted by L9 at 17:21 | Comments (3)

06.11.03

"Arbeitsscheu und Dauerblau"

DIE SUICIDES SPIELEN NOCH EINMAL!

"Um Gottes Willen mag da aus manchen Mündern schallen.
Oder noch besser: Zitat:“ …warum kehren jetzt auch noch die letzten Schrecken meiner Jugend zurück..“ Nein , ein Revival der alten Punkrocker um Sangesbruder Mike Neun wird es wohl nicht geben, obwohl heutzutage ja wieder fast jeder nicht nur musikalische oder sonstiger Retro Müll ausgegraben wird. Manchmal geht es auch ganz simpel...

Szene 1:
Ein ehemaliges Suicides Bandmitglied verspeist ein Steak in einem italienischen Lokal in Erlangen Januar 2003.
Dialog:
Gast:
Entschuldigung…ich wollte Sie (!!) nicht stören. Sind Sie nicht..???
Antwort: Ja, bitte?
Gast: Ich hab mit Punk net viel am Hut, aber Bettgeschichten (sic 1979) hat mein Sexualleben merklich beeinflusst.(WORTLAUT)
Antwort: Danke, nur das Sexleben?
Gast: (redet ab da Dialekt) Na, des war halt mei Jugend..ähh…stör ich etz?
Antwort: Nein..alles ok…
Gast: Ich wollt halt nur fragen obs DIE SUCIDES noch gibt und obs Ihr nochmal spillt.
Antwort: (schwer beeindruckt!)….ähh, eigentlich nicht.
Gast: ach hopp..mei Kinder (verweist an den Nebentisch mit diversen Leuten) mechert ich halt mol zeigen warum ich a weng anders bin als a normaler Vatter.
Antwort: na ja..mal schaun

Szene 2:
Auch andere ehemalige Suicides Mitstreiter hatten ähnliche Erfahrungen.(werden hier jetzt nicht ausgeführt.)

Szene 3:
Ehemalige Mitglieder der Kapelle tauschen sich aus im März 2003

Szene 4:
Diverse Umtrunke, andere Projekte…kein Ergebnis.

Szene 5:
Irgendwann danach……wieder paar Monde später
Jaaa..lasst uns ne Party feiern…SPASS halt,oder?

Das wars dann auch schon…und somit kommen wir zum offiziellen Info:

Jawoll!
DIE SUICIDES
spielen noch einmal.

Ein normales Konzert ( gabs ja eh nie) wird es auch diesmal nicht werden.
Nicht Unzählige Musikanten haben sich bei der Ur-Oldstyle (?) Polit(?) Punk(?) Band die Klinke in die Hand gegeben, aber doch Einige.
Mitmachen tun bei diesem Ereignis:
Dirk. N. Steuerlein; Andreas Dorn; Tilo Heider;Jo Hellmuth; Micha Sierl;Oliver Günther;Stefan Schwarzmann; Thomas „Bastl“ Sigl und Mike 9; +??? Man weiss es ja nicht…

Und JETZT!!! Die Daten:
Freitag 23.1.2004
Erlangen
E Werk
MZB
20 Uhr
Line up:
Dj Harry (old style punk)
Suicides Videos (vermischt)
DIE YOUNG SUICIDES (playing Suicides songs the original band allways fucked up))
DIE SUICIDES (Allstarband)

More infos :
Mail to :
office@weekend-of-fear.com"

Wird sicher lustig!!

Posted by L9 at 22:07 | Comments (2)

28.10.03

Träumen Bots von elektrischen Schafen

Philip K. Dick

Unvergessen auch:
"Kleiner Mond für Psychopathen"
Psychisch kranke Personen werden auf einen Mond ausgelagert und leben dort selbstverwaltet. Am Schluss weiss keiner, wer nun verrückt ist und wer nicht.

"Der dunkle Schirm"
Der ultimative Drogen-Agenten-Roman. Schwarz - beklemmend - gut.

"Ubik"
Stirbst du noch oder lebst du schon...

Und alle Romane werden zur Zeit neu aufgelegt, bei Heyne!

Posted by L9 at 17:55 | Comments (3)

21.10.03

Jugendtrauma

Ich kann nicht singen.
Der einzige Ort, an dem ich singe, ist das Auto.
Voraussetzung: Die Begleitmusik ist sehr sehr laut.
Der einzige Mensch vor dem ich singe ist M9. Voraussetzung: Wir befinden uns im Auto und die Begleitmusik ist sehr sehr laut.

Zwei Mal habe ich in der Öfentlichkeit gesungen.

Einmal in meiner Schulzeit (Gymnasium, Musikunterricht).
Jeder Schüler musste vorsingen. Da gabs kein Entrinnen. Nach langem hin und her stimmte ich auch ein Lied an. "Alle meine Entlein". Ich sang ein paar Töne, die ganze Klasse brach in Lachen aus und ich schlich klein, blass, beschämt an meinen Platz zurück.

Ds zweite Mal - Musikschule Linz.
Meine Mutter wollte mich zum Klavierspielen dort einschreiben lassen. Was wir nicht wussten: Die Musikschule testet auch die Sangeskünste der potentiellen Klavierschüler. Ich wählte das Lied "Hoch auf dem gelben Wagen". Nach nicht einmal einer halben Minute - gerade bis zum "Schwager" bin ich gekommen - wurde ich des Raumes verwiesen. Meine Mutter schilderte es von der Aussensicht her folgendermassen: Die Tür ging auf, eine wütende Musiklehrerin sagte bloß "raus", begleitet von einer entsprechenden Handbewegung - und ich, klein, blass, beschämt, schlich aus dem Raum.

Und jetzt erreicht mich doch tatsächlich gestern früh folgende Mail von einem meiner ehemaligen Klassenkameraden!!! (in Auszügen)


Hallo Lisi!

Mir sind in den letzten Tagen einige Erinnerungen an meine Schulzeit gekommen. Vorhin ist mir die Szene sehr genau in Erinnerung gekommen, die du (..) Mal erwähnt hast: Musikstunde, Prof. Koczian überprüft unsere Singkenntnisse, du stehst ganz verzweifelt minutenlang draußen, neben Koczian, der am Klavier sitzt. Er ermuntert dich, irgendetwas zu singen. Es ist nicht zu übersehen, dass du Angst vor diesem Vorsingen hast. Schließlich - nach langer Tortour und Quälerei - stimmst du das Kinderlied "Alle meine Entchen..." an, woraufhin dich Koczian zufrieden zur Bank zurückschickt und wir anderen Schüler herzhaft lachen.

(..) Ich verspüre heute noch ein schlechtes Gewissen dir gegenüber, dass ich damals mitgelacht habe. Ich will dir aber mitteilen, dass ich/wir dich nicht etwa wegen mangelnder Singkenntnisse ausgelacht haben, sondern wir haben über die Wahl des Kinderliedes "Alle meine Entschen..." gelacht, weil wir dies einfach lustig empfanden. Man könnte auch sagen, dass diese Wahl eine sehr originelle war, und wir deshalb gelacht haben. Wer weiss? (..)

Ich grüße dich vom (...),
MJ


Lieber MJ, dein Mail hat mich sehr gefreut!!

Posted by L9 at 16:08

28.09.03

Verschwundene Länder

Blacky beklagt sich, dass in der Spiegel-Schulkameraden-Suchmaschine diverse Schulen seiner Heimatstadt nicht gelistet sind. Weder das technische Gymnasium, noch die Wirtschaftsaufbauschule, und auch nicht die Berufsschule. Schon schlimm.

Allerdings: bei mir ist noch nicht mal das Land gelistet, in dem ich zur Schule gegangen bin. Hab schon vermutet, es liegt daran, dass mein Land mit "Ö" beginnt. "Ö" ist schwierig zu verarbeiten, von Computern - vor allem im Internet. Allerdings "Ä"gypten is auch drin. Naja - vielleicht sind sie noch nicht soweit gekommen....

Posted by L9 at 20:06 | Comments (5)

15.09.03

Die Unwichtigkeiten des Alltags

Irgendwie kann ich mich mit dem neuen 5er nicht wirklich anfreunden.

Obwohl er mir mittlerweile schon ein wenig besser gefällt. Als ich ihn das erste mal sah, dachte ich, das wäre ein designmäßig verbesserter 7er. Und das neue 7er Design verstehe ich bis heute nicht.

Echt blöd dass der Luthe seinen Sohn getötet hat. Unter ihm gäbs sicher schönere BMWs....

Posted by L9 at 08:07 | Comments (8)

06.09.03

Weekend of Fear

Bald wird wieder gesplattert...

Posted by L9 at 10:02

03.08.03

9 Leben

Ich habe ja schon mal erwähnt, dass ich Testjunkie bin. Meine mittlerweile sehr schillernde Persönlichkeitspalette hat nunmehr ein paar neue Aspekte hinzugewonnn - nachdem ich mich einem internetbasierten graphologischem Gutachten unterzogen habe (via Foolosophy)

Und was soll mir dieses Ergebnis jetzt sagen? Impulsiv und extrovertiert versuche ich meine Gefühle zu verbergen? Von rationalem und analytischen Denken gezeichnet begeistere ich meine Umwelt durch überschwengliches begeisterungsfähiges Auftreten?

Ich wusste es! Ich bin eine multiple Persönlichkeit! Und - ich weiss auch garnicht mehr, was ich gestern nacht gemacht habe! Kann es sein, dass ich die Parkhausmörderin bin?

Posted by L9 at 12:18 | Comments (2)

18.06.03

Decknamen

Es ist schon äußerst interessant, was für Decknamen aus welchen Gründen verschiedene Leute verwenden. Das fängt an (oder besser gesagt hört auf) beim Internet, den Chats, den Foren.

Wo es anfängt weiß ich nicht...

Mein Interesse geweckt hat die Systematik der Namensvergabe erstmals bei der Enttarnung der diversen Stasi-IMs und deren Opfer. Diese Decknamen hatten was eigenartiges und teilweise komisches an sich. Einerseits fürchterlich altbacken passten Sie dennoch meist wie die Faust aufs Auge zum jeweiligen Namensträger - und brachten mich immer zum Schmunzeln. Beispiel: Lothar de Maziere = Czerny = der langweiligste Klavierübekomponist mit dem eine 10 jährige Tochter gequält werden kann.

Interessanter Artikel zur Stasi-Decknamen-Vergabe HIER

AUSZUG DARAUS:

Jeder Spitzel besaß beim MfS einen eigenen, individuellen Decknamen. Vergeben wurde er mit der Verpflichtungserklärung des IM. (....)

Häufig wurden Kurzformen des eigenen Vornamens mit dem Kosesuf- fix »I« gebildet. »IM Siggi« hieß ursprünglich Silke, »IM Addi« stand für Adelheid und »IM Hardy« für Harald. Anspielungen auf den Familiennamen waren mindestens ebenso verbreitet. DDR-Bürger namens Licht und Winter nannten sich »IM Dunkel« und »IM Sommer«. Auffällig ist auch die enge Verbindung zwischen beruflicher Tätigkeit und Pseudo- nym. Juristen bezeichneten sich als »IM Notar«, Lehrer im Hochschul- dienst als »IM Pädagoge«, Kellner gaben sich als »IM Biermann« aus, Friseusen schließlich als »IM Figaro«.

Ein eher indirekter Berufsbezug wird im übertragenen Namengebrauch erkennbar. Dafür offenbart er einen ironisch-doppeldeutigen Hintersinn: »IM Mikrobe« arbeitete als Kreishygieneinspektor, »IM Brücke« war Zahnarzt und »IM Rohr« Meister für Heizung und Sanitärtechnik. Andere Decknamen verweisen auf Übereinstimmung zwischen Tarnnamen und Spitzelhandwerk: »IM Kontrolle« wurde bei Observationen einge- setzt, »IM Melder« war als Ermittler tätig, »IM Nebel«, »IM Klette« und »IM Angriff« stellten sich ganz bewusst in den Dienst des MfS. Dabei durften graduierte Wissenschaftler ihren Titel im Decknamen behalten.

Demgegenüber hatte das Benennen nach Künstlern, Vorfahren und Verwandten eher eine symbolische Funktion: Hofften die »IM Einstein«, »IM Don Quichote« und »IM Faust« vielleicht, im Decknamen dem SED-Staat etwas Widerständiges entgegenzusetzen? Oder wollten »IM Peter Maf- fay« und »IM Picasso« der Stasi nur das Wesen bürgerlich-dekadenter Kultur erklären, sozusagen im konspirativen Zwiegespräch?

Die Decknamen der inoffiziellen Stasi-Mitarbeiter hatten eine paradoxe Aufgabe zu lösen. Sie mussten den IM für die Öffentlichkeit unkenntlich machen und ihm gleichzeitig zu einer zweiten Identität verhelfen: als Ansprechpartner und Mit- glied des Ministeriums für Staatssicherheit. Dieser unsichtbare Tauschhandel ließ Menschen symbolisch verschwinden. Und das ist konstitutiv für die Verfolgungsapparate moderner Gesellschaften: das staatliche Bedürfnis nach individueller Identifizierbarkeit von Menschen mittels sprachlicher Erkennungszeichen. Auch wenn es Stasi-Spitzeln vorbehalten war, den Decknamen frei zu wählen, so transportierte er dennoch einen realen massiven Druck.

Andererseits boten Tarnnamen die Möglichkeit der Anspielung oder des kritischen Kommentars. Sie waren sozusagen ein sprachliches Ventil, sich zustimmend oder ablehnend gegenüber dem SED-Staat zu äußern. Die Stasi nahm das offensichtlich in Kauf - vielleicht im Bewusstsein, bei so manchem inoffiziellen Mitarbeiter als Gesprächs- partner oder gar als Ort realer Veränderung in der DDR ge- sehen zu werden. Wie bei allen Geheimdiensten standen auch die Decknamen und Sprachregelungen der Staatssicherheit für ein Prinzip. Und das hieß: Konspiration und verdeckte Einflussnahme.

Posted by L9 at 21:52

16.06.03

Paolo Pinkel

Ich will mich jetzt keinesfalls auslassen über irgendwelche Prostitutions-, Schlepper- und Kokainaffären - im Gegenteil. Ich finde es sehr beruhigend dass es öfters auch die "Wahrhaftigen", "Sauberen", "Guten" erwischt. Und dass diese "Wahrhaftigen" oftmals sogar mehr Dreck am Stecken zu haben scheinen, als die kleinen, dreckigen, bösen und umstrittenen "Jackasse", "Eminems" und "Marylin Mansons" dieser Welt.

Schlimm find ich allerdings den Decknamen!!

Wie, um Gottes Willen, kann man sich "Paolo Pinkel" nennen!!?

Posted by L9 at 10:43 | Comments (2)