05.01.06

Fashion Victim (1975-1980)

Wer als Kind bereits ausserordentliche Erfahrungen im Bekleidungssektor gemacht hat, kann sich später nur zwischen zwei Daseinsformen entscheiden: Modemuffel oder Fashion Victim.

Ich wurde zum Fashion Victim.

Selbstverständlich haßte ich die dummen Bemerkungen meiner Umgebung. Drehte sich allerdings auf der Strasse keiner nach mir um, war ich verunsichert.

Ganz schlimm fand ich, dass Scherzende völlig uninnovativ sind. Ich meine der Scherz: "Spielen wir Schach - höhöhö" bei einer schwarz weiß karierten Hose ist ähnlich unoriginell wie der Scherz: "Zehn minus eins - höhöhö" bei einem, der Neun heißt. Wenn wenigstens mal sowas wie "Küchentuch - höhö" gekommen wäre.

Einmal wollte ich mich besonders schön machen. Ich war das erste Mal verabredet mit meinem damaligen Helden und seinen Freunden. Es waren die coolsten Leute von Linz und sie hatten sogar eine Band. Die beste Band der Welt! Ich machte mich den ganzen Nachmittag hübsch. Leider konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich jetzt die Lederjacke meines Bruders nehmen sollte mit den kunstvoll angeordneten Sicherheitsnadeln aus dem Nähkästchen meiner Großmutter oder doch lieber das Militärtarnnetz, welches ein Kollege meines Vaters uns Kindern mal geschenkt hat. Zum Zeltbauen im Garten.

Getreu meinem Grundsatz "weniger ist zwar mehr aber mehr ist besser" nahm ich beides.

Und versaute meinen neu gewonnen Freunden die Abendplanung.

Sie wollten nämlich fein essen gehen in ein französisches Restaurant.
Ich habe mich sehr geschämt und hätte mich am liebsten unter mein Tarnnetz verkrochen.

(to be continued)

Posted by L9 at 12:33 | Comments (16) | Fashion Victim