Das schöne an Kneipen ist, dass man oft unheimlich interessante Geschichten hört.
Gestern gehört, leider nicht selbst erlebt:
Uli war Anfang der 60er Jahre in St. Tropez. Abends, am Hafen, in einer Hafenkneipe, schaute er aufs Meer. Auf einmal kam Pablo Picasso mit einem älteren, hageren Katalanen ums Eck. Uli schwört, es war Joan Miro. Die beiden hatten Kreiden dabei und begannen, eine der Steinplatten am Pier zu bemalen. Gemeinsam. Am Anfang ganz gemütlich, in trauter Einigkeit, doch je voller die Platte wurde, desto intensiver wurden die Diskussionen, wohin nun der nächste Strich zu setzen sei. Irgendwann befanden sich die beiden in einem lautstarken Streit. Da sah Picasso Uli sitzen, an der Kneipe, mit seinem Wein. Er winkt ihn herbei - fragt ihn auf spanisch (Uli kann Spanisch), ob er sich mit Malerei auskennt. Natürlich kennt Uli sich aus - er malt selbst. Picasso meint "wie soll das Bild weitergehen, wohin gehört der nächste Strich"
Uli nimmt die Kreide, wie selbstverständlich, und malt ein paar Linien. "So muss es sein". Pablo Picasso und Miro sehen sich an, diskutieren ein wenig, scheinen zufrieden, bedanken sich und malen dann weiter. Nachdem die Zeichnung fertiggestellt ist, gehen Sie. Wahrscheinlich auf eine Kneipentour in St. Tropez.
Am nächsten Tag will Uli das Werk nochmals begutachten. Doch die Steinplatte ist nicht mehr da. Ganz aufgeregt erzählt der Wirt der Hafenkneipe: "Stell dir vor! Nachdem Picasso und Miro und auch du wegwarst, kam ein texanischer Millionär von seiner Jacht runter. Mitten in der Nacht. Er hat die Szene wohl beobachtet! Und er hat noch an Ort und Stelle einen Bauunternehmer bestellt, der die Platte ausbauen sollte und durch eine neue, leere ersetzen."
Irgendwo hier auf der Welt - vermutlich auf einer Ranch in Texas - hängt nun eine Steinplatte mit einem Gemeinschaftswerk von Pablo Picasso, Joan Miro und Uli.