19.12.05

Kulinarischer Adventskalender #20 - Die Nudelsuppe

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Vor langer langer Zeit da gab es einmal einen Zauberer. Es kann auch der liebe Gott gewesen sein oder ein Engel oder ein König. Ihr wißt, ich hab es nicht so mit den Erinnerungen an die Sagen meiner Jugend, da wird aus einem Christkind schnell mal ein Schneezwerg. Egal - sagen wir es handelte sich um einen König. Dieser König verließ von Zeit zu Zeit als armer Mann verkleidet sein Schloss und besuchte seine Untertanen. Selbstverständlich war es ein guter König, und er wollte sehen, ob seine Untertanen auch so gut waren wie er selbst. Eines Tages begab er sich in ein Bauerndorf, in dem lebte ein reicher Mann mit seiner raffgierigen Frau. Der König klopfte und bat um ein Nachtlager. Der reiche Mann und seine raffgierige Frau schimpften bloß und meinten, er solle sich vom Acker machen. Bei ihnen gäbe es nichts zu holen, und ein Nachtlager schon garnicht, und wenn er nicht schnell verschwinden würde, dann hetzten sie ihre Hunde auf ihn. Der König probierte es im Nachbarhaus, eine armselige windschiefe Hütte. In der wohnten ein armer Mann und seine, na eh klar, gütige, wunderschöne Angetraute. Selbstverständlich boten die beiden dem verkleideten Bettler-König ein Nachtlager an. Aber nicht nur das, sie bereiteten aus den letzten Knochen, die sie in ihrer Vorratskammer fanden, eine köstliche Knochensuppe. 1000 kleine Fettaugen glitzerten dem König entgegen. Am nächsten Tag gab sich der König zu erkennen, verabschiedete sich und gab den beiden einen Beutel mit 1000 Goldtalern, ein Taler für jedes Fettauge. So wurde aus dem gütigen, wunderschönen Ehepaar eine reiche Familie. Als das der reiche Mann und seine raffgierige und ganz bestimmt auch fürchterlich häßliche Frau erfuhren, packte sie der Neid. Und als der König wieder durch das Dorf kam, zogen sie ihn sofort in ihr Haus, boten ihm ein Nachtlager an und eine wunderschöne Suppe. Und um den Goldsegen zu maximieren dachte sich die raffgierige Frau, die extrem häßlich war und auch ganz bestimmt unter Fußpilz litt und Achselschweiß, zu einem Trick. Sie verfeinerte die Suppe mit einem Extraschöpfer voller Schmalz. "Viel Fett - viel Geld". Als sie dann die Suppe servierte, schwamm bloß ein einzelnes riesengroßes Fettauge darin rum. Dementsprechend gering fiel der Lohn für die Suppe aus.

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Warum ich das erzähle? Weil ich beim kulinarischen Adventskalender mitmache und dafür ein Rezept für eine Rindsuppe veröffentlichen soll. Und weil ich immer an diese Geschichte denken muss, wenn ich Rindsuppe esse und 1000 Fettaugen mich anstarren.

Hier also das Rezept für die Rindsuppe.

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Halb Knochen, halb Fleisch. Pro Kilo Fleisch ca. 2 Liter Wasser.
Markknochen vorher auslösen, sonst hat man tatsächlich das Riesenfettaug in der Suppe. Mark aufheben, später kochen und mit Schwarzbrot essen, supergut.

Ich meine übrigens Rindfleisch. Gut sind auch Beinscheiben. Man kann auch Rindsleber dazu tun.

Knochen vorher blanchieren, wenn man will. (Kurz in kochendes Wasser, dann kalt abspülen). Ich machs meistens nicht.

Knochen in kaltes Wasser, aufkochen.
Fleisch dazu. Wenn man mehr Wert auf Suppe legt als aufs Fleisch, dann Fleisch würfeln (damit mehr Saft rausgezogen wird. Ansonsten Fleisch ganz lassen zum später servieren (oder in Scheiben schneiden als Suppeneinlage wie auf dem Foto). Ich nehm manchmal halb gutes Fleisch zum essen und die andere Hälfte weniger gutes Fleisch zum auskochen. Ca. eine Stunde kochen.
Suppengrün (Karotten, Petersilienwurzel, Sellerie, Petersilie, Sellerie Porre, so Zeug halt). Zwiebeln, Salz, Lorbeerblatt, Pfefferkörner, Salz dazu. Langsam bei kleiner Hitze weiterkochen lassen. So ungefähr eine halbe Stunde noch. Oder Stunde? Ich weiss nicht, halt nach Gefühl, bis das Fleisch weich ist.

Fleisch rausnehmen. Suppe durch ein Leinentuch laufen lassen, damit sie klar wird. Rindfleisch mit Suppe übergiessen, damit es nicht austrocknet.

Einlagen nach Belieben.
Zum Beispiel: geschnittener Schnittlauch, Nudeln, geschnittenes Fleisch, Eidotter, Backerbsen, Lungenstrudel - da gibts viele Möglichkeiten.

Entfettungstrick: Suppe kalt werden lassen und Fett abheben.


Übrigens, der Obersuppenkochmeister in der Familie Neun ist .