07.11.05

Holzheizer

Vor einiger Zeit hat Indica von ihrer Jahreskohlenlieferung erzählt, als historisches Dokument besungen von Frau Kaltmamsell.

Das hat Erinnerungen in mir geweckt.

Endlich der elterlichen Behütung entflohen trieb ich mich ein paar Jahre meines Lebens in abenteuerlichen Wohngemeinschaften herum.
Natürlich hatten wir alle kein Geld und die Wohnungen, die wir bewohnten, waren äußerst karg ausgestattet. Das Vorhandensein einer Heizung war Luxus. Meist wurde durch Beklopfen der Wände ein Kamin gesucht und ein Kanonenofen, den irgendjemand von irgendeinem Flohmarkt oder vom Sperrmüll mitgebracht hat, angeschlossen. Kanonenöfen sind übrigens ziemlich schwer.

Ein Ofen alleine macht jedoch noch lange nicht warm. Heizmaterial war nicht nur teuer sondern vor allem umständlich zu beziehen. Das etappenweise Kaufen von 20 Liter Kohlesäcken "Wer holt die nächste Kohle" inklusive Anfahrtweg mit Strassenbahn und Schleppen in den 5. Stock führte dazu, dass wir manchem Winter in der WG-Küche am offenen Gasherd verbrachten.

Alles in allem war dies letztendlich teuer als die Kohleliefergebühren, daher beschlossen wir eines Jahres auf das unverschämt günstige Angebot eines Waldviertelbauerns zurückzugreifen. Holz für einen ganzen Winter inklusive Lieferung frei Haus für sagen wir 1500,- Schilling.

Frei Haus hieß leider "vor die Haustür". Der Holzmann kippte uns seine Lieferung mitten in Wien im 6. Bezirk in der Garbergasse vor die Füße. Abgesehen davon, dass wir einen mittleren Stau verursachten, war uns ursprünglich garnicht klar, wieviel "Holz für einen Winter" ist. Wir hatten garkeinen Platz für soviel Holz.

Aber wir waren kreativ, schließlich war einer unserer Mitbewohner an der Angewandten (= Hochschule für angewandte Kunst). Wir haben das Holz im Wohnzimmer an die Wand gestapelt und deklarierten das ganze als neuesten Wohnstil. Sogar der Wohngemeinschaftshund war fasziniert.

Leider haben wir nicht bedacht, dass Holz arbeitet. Es dauerte daher nicht lange, und der ganze Stapel fiel wieder um

Wir waren zu faul, alles wieder aufzustellen, deshalb deklarierten wir den Stapel als nächsten Schritt in Richtung Avantgarde und verbrachten den Winter dann doch wieder in der WG-Küche.

Und wenn mich nicht alles täuscht hat der kunstbewegte Mitbewohner den Stapel als Klassenarbeit zum Thema "Rauminstallation" abgegeben.