Comments: Kramen in alten Tagebüchern

Solche Kisten zu öffnen bedarf es nicht nur Mut, sondern auch viel Milde und Nachsicht. Vielleicht kann man sich auch vormachen, man hätte diese Bücher ähnlich alter Familienfotos auf dem Flohmarkt gekauft...

Posted by kid37 at 23.11.05 09:48

Oh, vielen Dank *rotwerd*. Ich bedauer ja manchmal, dass ich keine Tagebücher geschrieben hab, weil viele Erlebnisse unwiederbringlich im alkoholgeschwängerten Nebel der 70er und 80er versunken sind, aber andererseits wär es mir heute wahrscheinlich eh zu peinlich, das zu lesen *g*.

Posted by Ruth at 23.11.05 09:48

Ich bewundere Deinen Mut. So weit bin ich noch lange nicht.

Posted by kaltmamsell at 23.11.05 09:52

Jaja, ihr sagt es. Also mich hats ja schon ein wenig umgehauen, als ich da reingeschaut habe. Hab auch 3 Tage gebraucht, ums humoristisch aufzubereiten.
Aber - hey - "Acherons Ufer" hat mich ja schon beeindruckt? Zumindest humanistisch gebildet war ich damals. Solch hochtrabende Allegorien würden mir heute ja nicht mehr einfallen. Vielleicht ist die Altersmilde ja auch einfach Altersschlichtheit.

Posted by L9 at 23.11.05 11:41

Ich habe nur paar Sachen die MIR geschrieben wurden. Schlimm genug. Ich hoffe nicht dass meine Elaborate von damals irgendwer aus der "Kiste" holt und "Oh Gott" sagt...

Posted by Dugo at 23.11.05 15:41

Nein, bei fremden Elaboraten ist man ja immer viel gnädiger. Ich auf jeden Fall. Aber ganz heiss ist mir auch noch bewußt geworden, dass ich in dieser besagten Phase auch viele Briefe geschrieben habe. Oh weh.Ich geh nie wieder auf ein Klassentreffen.

Posted by L9 at 23.11.05 16:08

in dem punkt ist großzügigkeit das gebot der stunde. sich selbstin einem altersgemäßen kontext zu sehen. niemand würde von einem anderen literarischen höhenflug oder beeindruckende reife in jugendlichen entwicklungsphasen erwarten, warum auch. mich rührt, die naivität wiederzuerkennen und die träume, und im rückblick zu erkennen, was daraus geworden ist. was geblieben ist, was sich erfüllt hat. welche perspektiven sich geändert haben. wir müssen niemanden mit unserem alten ich beeindrucken. niemand muß das. man muß dem jungen menschen verzeihen, der man war.

ich erinnere, als sehr junges mädchen, ja noch kind unglaublich gerne im tagebuch meiner mutter gelesen zu haben, das sie als jugendliche geschrieben hatte. ich tat es heimlich, mit etwas schlechtem gewissen, aber nichts schien mir spannender, als etwas über diese junge frau in erfahrung zu bringen, die ich nicht kannte. hätte ich kinder, würde ich meine bücher gerade für sie bewahren. es sind wurzeln und es sind zeitdokumente. kostbar, alleine deshalb.

Posted by gaga at 23.11.05 18:08

Aaaaah, Briefe! An die habe ich ja noch gar nicht gedacht. (*nach Diktat verreist*)

Posted by kid37 at 23.11.05 19:26

Werde ich je Kinder haben, werden diese vielleicht mein Blog lesen und einen Teil von mir kennenlernen, der mir - jetzt schon - fremdgeworden ist.
Wie das dann mit 30 sein wird, will ich gar nicht wissen. ;)

Posted by Fireball at 23.11.05 19:50

Alte Tagebücher sind großartig, egal ob melancholisch oder nicht. Habe mal mit 2 Freundinnen zusammen in meinen alten gestöbert und (na klar nach Vorauswahl;-))vorgelesen. Ein grandioser und unterhaltsamer Abend !!!Die traurigeren Geschichten habe ich dann auch eher für mich behalten....auf jeden Fal sollte man nicht zu hart mit sich in jüngeren Jahren zu Gericht gehen.
Bei dem einen oder anderen Brief...hm...da würd ich vielleicht auch gern im Nachhinein den "cancel"-Button anklicken.....

Posted by Nur mal so at 23.11.05 21:41

Ich hab auch nur Kisten mit alter Post (bei denen man sich im Nachhinein auch manchmal wundert) und Schränke mit alten Tonträgern (bei denen es einen manchmal gruselt *g*)

Posted by jirjen?! at 24.11.05 10:38

Gaga, Birte, Fire: Ihr habt ja recht. Und ich habe es gewagt, noch ein wenig tiefer gekramt und auch durchaus lesens- und liebenswerte Sachen gefunden. Allerdings altersmäßig (A) eindeutig folgendermassen einzuordnen: Liebenswert = A kleiner 15 oder A größer 23. Überspannt = 15 kleiner A kleiner 22. (Nachtrag: der nimmt keine Sonderzeichen)
Da gibt es zum Beispiel frühzeitige Beschäftigungen mit Kryptologie: "Ich habe eine neue Freundin. Die Andi. Wir haben sogar eine Geheimschrift. Die geht so: A = 1, E = 2, I = 3, O = 4, U = 5. Hoffentlich kennt sie noch keiner bis auf den Kai. (Kai = Kai-Jost ;-) - siehe blindes Meerschweinchen)". Erste Liebeserlebnisse: "Gestern hat mich der Maierhofer geküßt." Ab größer 22 habe ich mich dann offensichtlich nicht mehr so extrem ernst genommen - oder aber meine Gehirnbahnen haben sich endlich normalisiert. Es gibt ja diese Theorie, dass sich das Gehirn in 2 Phasen entwickelt. Motorisch in der Babyphase, emotional in der Pubertät. Und da hats in meinen Leiterbahnen ziemlich geraucht.
Kid: hehe, ich hab allerdings jetzt Briefe gefunden an mich, die die Sender eventuell auch fernverbrennen wollen.
Dugo: deine Elaborate aus dieser Zeit sind ja schon besser. Ich meine Texte wie "Arbeitsscheu und Dauerblau, 100 Müslis keine Frau" oder "Wer hat Opa aus dem Bus geschubst" sind doch heute noch Hits :-x.

Posted by L9 at 24.11.05 10:39

jirjen: und alte Partyfilme mit irgendwelchen Swimmingpools, langen Haaren und viel Alkohol, jaja

Posted by L9 at 24.11.05 10:40

Oh Gott ja... Und da gibts noch viel schlimmere: Weihanchtsfeiern mit Schwester und Schwager und vielen "Weihnachtsgetränken"... *aua*

Posted by jirjen?! at 25.11.05 08:41